Kunststoff Österreichische Zeitschrift Offizielles Organ der Gesellschaft zur Förderung der Kunststofftechnik, der Vereinigung Österreichischer Kunststoffverarbeiter und der Bundesinnung der Kunststoffverarbeiter ISSN 0029-926X P.b.b. WelkinMedia, Sollingergasse 25/10 1190 Wien 15Z040412M 51. Jahrgang · Nr. 5/6 2020 Kreislaufwirtschaft MedizintechnikAutomation !" #$% & '() * $+ , " - + % * #$%& ./ ' 0 ' *1 23*4% + 5 + 6 6!7 8 ' 9 & *7 : ' " * LUNLSNSVIHSJVTJPYJ\SHYLJVUVT`We have the optimal polymer for your application. 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Das Unternehmen blickt trotz Unsicherheiten, die weltweit durch Covid 19 existieren, zuver- sichtlich auf das kommende Geschäftsjahr und will seinen Erfolgskurs weiter vorantrei- ben und die Kunststoffindustrie beim Umstieg auf die Kreislaufwirtschaft unterstützen. Wolfgang Steinwender ist bereits seit sechs Jahren bei NGR tätig und hat zuletzt als Ge- schäftsführer des nordamerikanischen Stand- orts in Atlanta, Georgia, die Marktdurchdrin- gung des Unternehmens in Nordamerika vorangetrieben. Nach seiner Rückkehr aus den USA übernimmt er nun mit 1. Mai die Po- sition des CEO von Josef Hochreiter, der sich künftig auf die Weiterentwicklung der Next Generation Holding konzentrieren wird. www.ngr-world.com Josef Hochreiter (links) mit seinem Nachfolger Wolfgang Steinwender. Foto: NGR Erfolge in der Corona-Krise: ZKW holt vier Awards Foto: ZKW Trotz des angespannten wirtschaftlichen Umfelds in der Automotive-Industrie kann ZKW respektable Erfolge verbu- chen. Der Wieselburger Lichtsysteme- Spezialist holt in den vergangenen Wo- chen vier namhafte Auszeichnungen: In China erhielt ZKW den „Best Improve- ment Award“ von Shanghai General Mo- tors (SGM) für besondere Leistungen als Zulieferer. Für den europäischen Markt wurde ZKW von General Motors mit dem „Supplier quality excellence Award“ prä- miert. Mit dem neu entwickelten stripeZ LED-Lichtmodul holte ZKW nicht nur den „German Design Award“, sondern auch den begehrten „Automotive Brand Con- test“ in der Kategorie Future, Mobili- ty & Parts. „In Zeiten wie diesen freuen wir uns besonders über die Auszeich- nungen. Sie bestätigen einmal mehr un- seren Innovationskurs und den starken Kundenfokus“, erklärt Oliver Schubert, CEO der ZKW Group. www.zkw-group.com Erema Gruppe zieht positive Bilanz über abgelaufenes Geschäftsjahr „Wir sind stolz darauf, was wir im abgelaufenen Geschäftsjahr ge- leistet haben und wie wir die besonderen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie bisher bewältigt haben“, so das Resümee von Manfred Hackl, CEO der Erema Group GmbH. Foto: Erema Das mit 31. März beendete Geschäftsjahr 2019/20 markiert einen besonderen Meilenstein in der Erema-Unternehmens- geschichte: Die Firmengruppe erwirtschaftete erstmals einen konsolidierten Gesamtumsatz von über 200 Millionen Euro und konnte mit ihren Recycling-technologien und Service- angeboten ihre Position als Technologieführer und treibende Kraft für die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft für Kunst- stoffe eindrucksvoll untermauern. Dann kam die Corona-Pan- demie mit all ihren Folgen für das private Leben und für die Wirtschaft. Innerhalb kürzester Zeit wurden zahlreiche Maß- nahmen umgesetzt, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen, die Geschäftstätigkeit fortzuführen und den Bedürf- nissen der Kunden weiterhin bestmöglich gerecht zu werden. www.erema-group.com Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2020 111 AKTUELLES KURZ NOTIERT Polymerpreisindex Plastixx Plastixx bezeichnet den im Juni 2005 eingeführten Polymerpreisindex der KI – Kunststoff-Information, den die Österrei- chische Kunststoffzeitschrift mit freundlicher Genehmigung der Kunststoff-Information Verlagsgesellschaft mbH, Bad Hom- burg regelmäßig veröffentlichen darf. Dieser Index zeigt repräsentativ die Preisentwicklung von Kunststoffen in Westeuropa. Während der Plastixx die wichtigsten thermoplastischen Kunststoffe insgesamt umfasst, spiegelt der Plastixx ST die Preis- ent wicklung der Standard-Thermoplaste und der Plastixx TT diejenige der Technischen Thermoplaste wider. Die Basis für Plastixx, Plastixx ST und Plastixx TT ist Januar 2002 mit 1000 Punkten. Preisindizes Mai 2020 Mai Vormonat Änderung Plastixx 1.709,1 1.781,2 –4,0% Plastixx ST 1.747,3 1.824,0 –4,2% Plastixx TT 1.303,9 1.327,1 –1,7% Methodik Der Plastixx bildet die Preisentwicklun gen von PE-LD/LLD, PE-HD, PP, PVC, PS, PET sowie ABS, PA, PC, PMMA, POM und PBT nach dem Prinzip des sogenannten Paa- sche-Index ab. In die monatliche Indexbe- rechnung gehen die durchschnittlichen westeuropäischen Marktpreise der Mate- rialien, gewichtet nach westeuropäischen Verbrauchsmengen ein. Die Gewichtung nach Verbrauchsmengen wird jährlich aktualisiert. www.kiweb.de Zum Titel Quelle: Kunststoff Information, Bad Homburg Plastixx – Der KI Polymerpreisindex 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 2018 April Juli Okt 2019 April Juli Okt 2020 April Juli 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 Plastixx TT (Polymerpreisindex Technische-Thermoplaste) Plastixx ST (Polymerpreisindex Standard-Thermoplaste) Das MES-System der Wittmann Gruppe: TEMI+ Optimierte Prozessplanung – ein Begriff, der Unternehmen nicht fremd ist. Die Verschwen- dung von Ressourcen auf Grund von Maschi- nenstillständen oder die Unkenntnis über den aktuellen Maschinenstatus sind Worst-Case- Szenarien. Das MES-System TEMI+ ermögli- cht die Fertigungskontrolle in Echtzeit und lie- fert wertvolle KPI für die Prozessoptimierung. Wittmann Kunststoffgeräte GmbH info@wittmann-group.com www.wittmann-group.com Intertool: Neuer Termin, neuer Standort, neues Messekonzept Alles neu bei Österreichs Fachmesse für Fertigungstechnik: Die „Intertool“ findet von 10. bis 13. Mai 2022 erstma- lig in Wels statt. Auch inhaltlich geht Veranstalter Reed Exhibitions neue Wege. Die „Intertool“ zieht von Wien in das Industrieland Oberösterrei- ch, an den Messestandort Wels. Diese Entscheidung ist das Er- gebnis intensiver Gespräche zwischen Reed Exhibitions und dem Messefachbeirat. Die Messe bleibt im Zwei-Jahres-Rhythmus, der Premierentermin konnte für den Zeitraum von 10. bis 13. Mai 2022 fixiert werden. „Ich möchte mich bei allen Stakeholdern, die an diesem Prozess beteiligt waren und in den letzten Wochen mitge- arbeitet haben, herzlichst bedanken. Allen Ausstellern, die heuer aufgrund der Absage der Intertool keine Möglichkeit hatten auf Österreichs einziger Branchenplattform teilzunehmen, danke ich für ihre Geduld. Ich bin davon überzeugt, dass es wichtig war den Weg der „Intertool“ gewissenhaft vorzubereiten, um diese damit in eine erfolgreiche Zukunft zu bringen“, sagt Barbara Leithner, Chief Operations Officer (COO) von Reed Exhibitions. www.intertool.at Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2020 112 REPORTAGE Die Kompetenz des Herstellers von Spritzgießwerkzeugen im nieder- österreichischen Fischamend baut auf 30 Jahren Erfahrung und umfasst vor allem Werkzeuge für Verschlüsse, die Medizintechnik, die Elektrotechnik, den Body-Car-Bereich, Werkzeuge für Auto- motiv-Kunden, Werkzeuge für 2-K-An- wendungen… die Liste könnte weiter fortgesetzt werden, denn es scheint, als hätte Hermann Glatzer den „Geht nicht gibt’s nicht“-Ausspruch erfunden. Vor seinen Schaukästen im Eingangsbe- reich präsentiert er stolz Produkte, die dank seiner Werkzeuge überhaupt erst realisiert werden konnten. Und bleibt authentisch und vor allem am Boden: „Werkzeugbau braucht viel Know-how in den Einzelbereichen, wir haben hier zum Glück die besten Leute auf einem Haufen!“ Und Glatzer spart nicht mit Lob für seine 50 Mitarbeiter: „Die Werk- Glatzer Werkzeugbau Werkzeugbau aus Leidenschaft Noch kurz vor den Corona-Beschränkungen konnten wir uns im niederös- terreichischen Fischamend bei Schwechat von der Kompetenz des fami- liengeführten Werkzeugbauers überzeugen. Das Team rund um Hermann Glatzer erzeugt mit Fingerspitzengefühl und jeder Menge Erfahrung Spritzgießwerkzeuge für die unterschiedlichsten Branchen. Beim Firmenbesuch mit dabei war auch Harald Schnabl, der mit seiner lang- jährigen Expertise Unternehmen berät und den eine jahrelange und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit Hermann Glatzer verbindet. zeugmacher sind die klugen Köpfe hin- ter dem Erfolg, die mit Fingerspitzenge- fühl arbeiten müssen!“ Entwicklungen sind beim Werkzeug- bau nicht im stillen Kämmerlein ohne das Know-how des Werkzeugmachers möglich. Viele Synergien ergeben sich durch den Austausch von Informati- onen und Wissen. „Mit so viel wie nur möglichem Erfahrungsschatz, Kompe- tenz und Kundenorientiertheit muss ich ausreichend Geld verdienen – Mini- malismus ist in unserer Branche nicht angesagt. Ich will stolz sein, wenn das Werkzeug beim Kunden ankommt und glänzt – mir tut der Handgriff nicht weh, dass noch einmal drüber poliert wird.“ Und Glatzer gibt zu: „Es macht mir immer noch großen Spaß! Ich will meine Erfahrung und mein Fachwis- sen an meine Lehrlinge weitergeben, die Ausbildung vorantreiben und vor allem die Freude an der Arbeit vermit- teln. Lerne einen Beruf, werde gut in deinem Beruf und dann bist du glück- lich und verdienst auch entsprechend! Verbeiß dich in deinen Beruf, mach die Meisterprüfung!“ Ausbildung sieht Hermann Glat- zer als Passion und Verpflichtung: „Wenn ich Facharbeiter brauche, muss ich auch ausbilden! Wir haben immer 4 oder 5 Lehrlinge in der Ausbil- dung. Jedes erfolgreiche Unternehmen braucht eine eigene Lehrlingsausbil- dung. Mir gefällt etwa die Philosophie der Firma Blum, intensiv in die Aus- bildung der Jugend zu investieren. Die jungen Leute sind intelligent und wol- len begeistert werden und sollen in ihrem Metier, in ihrer Profession besser werden.“ Von der Lehre mit Matura ist Glatzer nicht so begeistert, besser findet er stattdessen eine Weiterbildung im Österreichische Kunststoffzeitschrift 5/6 2020 113 REPORTAGE Beruf: „Ich brauche einen spitzen Werk- zeugmacher, den besten Erodierer!“ Diese Passion macht sich beim Rund- gang bemerkbar – die Lehrlinge bei Glatzer erhalten eine erstklassige Aus- bildung, verdienen über dem Kollektiv- vertrag und wirken äußerst zufrieden. Die Lehrlinge durchlaufen im Rah- men ihrer Ausbildung alle Technolo- gien im Werkzeugbau. „Meine Lehr- linge sollen nicht putzen, sondern an der Weiterentwicklung der Firma maß- geblich beteiligt sein! Werkzeugbau braucht viel Know-how in den Einzel- bereichen. Die jungen Leute von heute sind gescheiter, besser ausgebildet als wir es waren, aber der Ehrgeiz ist ver- loren gegangen. Wohnung, Auto – alles ist schon da. Daher ist Wertschätzung so wichtig – man muss sie loben, wenn sie etwas gut machen und ihnen durch eine gute Ausbildung die Möglichkeit geben, sich weiter zu entwickeln. Dabei muss ich eben auch Fehler zugestehen, jedem passieren Fehler. Vertrauen stär- kt das Selbstvertrauen! Darauf setzen wir hier ganz stark.“ Wertschätzende Kommunikation ist Hermann Glatzer als Firmenchef ganz wichtig – dafür wurde extra auch eine „Task Force“ gegrün- det: „Wir haben eine Struktur mit Ver- antwortung und eine wertschätzende Kommunikation miteinander – das ist unser Leitsatz, in dem wir all das ver- einen, was uns wichtig ist im Umgang miteinander!“ Während unseres Rundganges durch die Produktion sind die Werkzeugma- cher im Assembling-Bereich damit be- schäftigt, die Einzelteile abzustimmen, fitzumachen und ihnen den letzten Schliff zu verpassen, damit sie nachher in den Formaufbau eingepasst werden können. Damit sind dann die Formen fertig für die Erstmusterung. Aber auch Reparaturen von Werkzeugen werden bei Glatzer erledigt. „Wir sind in einem mechanischen Bereich tätig – nicht voll- automatisiert wie etwa im Motorenbau, wo der Motor in einem gewissen Tole- ranzbereich in jedem Fall laufen wird. Bei uns funktioniert das nicht, denn die Verarbeitung von Kunststoffen ist so diffi- zil, dass wir immer mit Fingerspitzenge- fühl individuell abstimmen müssen. Die mechanische Bearbeitung ist maschi- nenintensiv, bestens ausgestattet und so weit wie möglich automatisiert – auch eine große 5-Achs-Fräsmaschine mit dabei. Das Wort „Glatzertum“ fällt beim Rundgang in der Produktion immer wie- der: „Präzise und sauber arbeiten – das haben meine Mitarbeiter alle intus! Das ist unsere Firmenphilosophie!“ Harald Schnabl, der in seinen früheren Positionen bei führenden Kunststoffverarbeitern regelmäßig auf die Expertise von Glatzer vertraut hat, hebt eine Besonderheit hervor: „Glat- zer macht bei Schlüsselteilen von Werk- zeugen meist ein oder zwei Teile in Re- serve mit. Wenn einem das Werkzeug Hermann Glatzer und Harald Schnabl beim Rundgang. Die Mitarbeiter von Hermann GLatzer sind an der Weiterentwicklung des Unternehmens maßgeblich beteiligt. Werkzeugbau erfordert viel Know-how und Fingerspitzengefühl. Um die besten Mitarbeiter zu bekommen, bildet Glatzer im- mer 4 bis 5 Lehrlinge selbst aus. Die ISO-Zertifizierungen wurden ohne externe Hilfe geschafft.Next >