Kunststoff Österreichische Zeitschrift Offizielles Organ der Gesellschaft zur Förderung der Kunststofftechnik, der Vereinigung Österreichischer Kunststoffverarbeiter und der Bundesinnung der Kunststoffverarbeiter ISSN 0029-926X P.b.b. WelkinMedia, Sollingergasse 25/10 1190 Wien 15Z040412M 51. Jahrgang · Nr. 7/8 2020 Ausbildung Going further with Experience. engelglobal.com/holmlos Komplettlösungen M Y0OYL2\UZ[Z[Vќ[LJOUPR 4HZJOPULUc2VTWSL[[HUSHNLUc:LY]PJLc7SHU\UNc9VOZ[VќL WENN ES UM IHRE KUNSTSTOFFTECHNIK GEHT 5,;:;(3c/);/,94c46;(5*6369;9650*c;90(c.,2< 650c29(<::4(--,0),9:;69--c/(46: =09.05065(:;90c7,33,;965 /,:;(c569+:65 Luger GmbH | Werkvertretungen & Service | 3011 Purkersdorf | Tullnerbachstraße 55 ;LS c-H_ cVɉJL'S\NLYL\cwww.luger.eu Verkaufsniederlassungen in Tschechien und Ungarn171 Österreichische Kunststoffzeitschrift 7/8 2020 INHALT Foto: WKO Ausbildung Produktinnovationen 2020 Covid-19 Aktuelles, kurz notiert 172 Interview 174 Ausbildung 178 Peripherie 198 Wirtschaftsnachricht 200 Covid-19 201 Produktinnovationen 2020 203 Wer.Was.Wo...mit Kunststoff 206 Impressum, Vorschau auf Heft 9/10 2020 211 Foto: FDU Hotrunner Foto: Wittmann Battenfeld Foto: Meister-Quadrat Foto: Andorf Technology School Fotos: Aquatherm Österreichische Kunststoffzeitschrift 7/8 2020 172 AKTUELLES KURZ NOTIERT Gemeinsam mit dem Ausstellerbeirat der Fakuma 2020 hat das Messeunternehmen Schall entschie- den, die 27. Fakuma auf das Jahr 2021 zu verschieben und findet somit vom 12. bis 16. Oktober 2021 statt. Von der Warte des Messeveranstalters aus hätte die 27. Fakuma im Oktober 2020 in Friedrichshafen stattfinden kön- nen. „Wir haben lange dafür gekämpft, die coronabedingt erforderlichen Rah- menbedingungen mit allen Beteiligten so anzupassen, dass die Fakuma 2020 hätte erfolgreich durchgeführt werden können, sagt Bettina Schall, Geschäfts- führerin der P. E. Schall GmbH & Co. KG. Dazu wurde ein Hygiene- und Si- cherheitskonzept für eine sichere Durch- führung der Messe entwickelt. „Wir hat- ten alle Voraussetzungen geschaffen. Doch gemeinsam mit dem Aussteller- beirat haben wir nun entschieden, die Fakuma 2020 auf den Oktober 2021 zu verschieben.“ Vernunft, Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein Diese Entscheidung sei getragen von Vernunft und Verantwortungsbewusst- sein, unterstreicht Bettina Schall: „Wir als Messeunternehmen sehen uns als Dienstleister unserer Aussteller und Fachbesucher. Die gegenwärtigen Un- sicherheiten bei Ausstellern und Besu- chern, etwa hinsichtlich der möglichen Reisen und Entsendung von Mitarbei- tern, gebieten es jetzt, pragmatisch und zuversichtlich in das Jahr 2021 zu schau- en.“ Doch nun zählt der Blick nach vorn: „Aussteller und Fachbesucher gleicher- maßen sollen 2021 an die Erfolge der vergangenen Fakuma-Fachmessen an- knüpfen. Deshalb gehen wir jetzt alle gemeinsam in die solide und gründ- Nächste Fakuma findet erst im Oktober 2021 statt – Fakuma -Virtuell gestartet liche Planung für das nächste Jahr“, so Bettina Schall. Fakuma geht mit wichtigen Themen in die Zukunft Die Fakuma gilt international als er- ster Anlaufpunkt, wenn es um Spritzgie- ßen, Extrusionstechnik, Thermoformen und 3-D-Printing geht. Sie präsentiert Neuheiten rund um Material, Maschi- nen, Peripherie, Prozesse, Simulati- on, Verfahren, Technologien und Tools sowie Kunststoffbe- und -verarbeitung. Die Messe ist Branchen- und Technolo- giebarometer sowie international weit- läufig vernetzt. Besonders die Bereiche Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Ressour- ceneffizienz, Kreislaufwirtschaft und Bi- okunststoffe rücken zunehmend in den Fokus. Der Messeveranstalter Schall schafft nun mit der sorgfältigen Pla- nung der Fakuma 2021 die nötige und geeignete Plattform für die adäquate Behandlung dieser wichtigen Themen, die für die Gegenwart und Zukunft be- deutsam sind. Offizieller Start der Fakuma-Virtuell Unmittelbar nach der Verschiebung des Messetermins 2020 auf das kommende Jahr hat das Messeunternehmen Schall agiert und den neuen digitalen Treff- punkt für Anbieter und Anwender der industriellen Kunststoffverarbeitung of- fiziell eröffnet. In attraktiven und op- timal strukturierten virtuellen Show- rooms präsentieren die Aussteller hier kompakt ihre Messehighlights, Produk- tinnovationen und Nachhaltigkeitsfea- tures, sowie ihre Web-basierten Präsen- tationen mit Hilfe der Webcast-Funktion. Wertvolle Leads und beste Business- Kontakte werden durch die integrierte individuelle Problemlösungsanfrage auf der Landingpage der Fakuma-Vir- tuell für das internationale Fachpubli- kum generiert. „Die Fakuma-Virtuell bietet den Aus- stellern gerade in diesem außerge- wöhnlichen Jahr einen hohen Nutzen bei vergleichsweise geringem Auf- wand. Um virtuell zu präsentieren, lädt der Aussteller einfach die ohnehin für die Messe verfügbaren Informationen in den gängigen Datenformaten hoch. Diese werden automatisch über das CMS vernetzt. Mit dem neuen, fokus- sierten Messe-Zusatzangebot erreichen wir schnell und unkompliziert das gefor- derte Level praxisorientierter Lösungen für den technologischen Wandel. Wir sorgen so weiterhin für nachhaltigen Erfolg in der Kunststoffbranche“, erläu- tert Messechefin Bettina Schall. Smart vernetzter Technologie-Treffpunkt für Fakuma-Besucher Das global einzigartige Messevent und jedes Jahr mit großer Freude erwartete Fotos und Grafiken: Schall Österreichische Kunststoffzeitschrift 7/8 2020 173 AKTUELLES KURZ NOTIERT Branchenhighlight bietet mit dem neuen virtuellen Format der 27. Fakuma ab sofort die zusätzliche und dauerhafte Möglichkeit, sich auch digital an einem digitalen Marktplatz übersichtlich und kompakt über die Premieren, Produktinnovationen und die wich- tigen News der Aussteller in Sachen Nachhaltigkeit zu informie- ren. Die Bereiche Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Ressourceneffi- zienz, Kreislauf- wirtschaft und Biokunststoffe rü- cken dabei be- kanntermaßen zu- nehmend in den Fokus. Auf dem virtuellen Format der Fakuma können Fachbesucher die gewünschten Informationen mittels der integrierten, thema- tisch fokussierten Suchmaschine über die hinterlegte Messeno- menklatur perfekt selektieren oder gezielt über die Stichwortein- gabe relevante Treffer für ihr Business erzielen. Der Clou daran, die generierte Trefferliste ist funktional. So hat der Besucher die Möglichkeit, an die Aussteller dieser qualifizierten Suchergeb- nisse eine individuelle Problemlösungsanfrage zu versenden, um ganz wie auf der realen Messe im Anschluss spezielle Lösungs- ansätze gemeinsam zu erarbeiten. Anbieter und Anwender kön- nen sich damit optimal auf den gemeinsamen Weg der bestmög- lichen Zielerreichung für den industriellen Praxisalltag begeben. Das Produkt- und Leistungsportfolio der Fakuma steht den Inte- ressenten so auf dem neuen virtuellen Technologie-Treffpunkt op- timal strukturiert und fortwährend zur Verfügung. „Wir sind davon überzeugt, dass die Fakuma-Virtuell in der jet- zigen Situation eine Erfolg versprechende Alternative ist, um sich unkompliziert über die Trends in der Industrie zu informieren. Be- sucher haben online die Möglichkeit, in kürzester Zeit viele Inno- vationen kennenzulernen. Bei igus sind das unter dem Leitspruch „Tech up, Cost down. It‘s our job.“ allein in diesem Jahr über 100 motion plastics Neuheiten, die die Technik verbessern, Kosten re- duzieren, und das bewiesen und nachhaltig.“ Oliver Cyrus, Lei- ter Presse & Werbung der Igus GmbH über die neuen Möglich- keiten der Fakuma. Polymerpreisindex Plastixx Plastixx bezeichnet den im Juni 2005 eingeführten Polymerpreisindex der KI – Kunststoff-Information, den die Österrei- chische Kunststoffzeitschrift mit freundlicher Genehmigung der Kunststoff-Information Verlagsgesellschaft mbH, Bad Hom- burg regelmäßig veröffentlichen darf. Dieser Index zeigt repräsentativ die Preisentwicklung von Kunststoffen in Westeuropa. Während der Plastixx die wichtigsten thermoplastischen Kunststoffe insgesamt umfasst, spiegelt der Plastixx ST die Preis- ent wicklung der Standard-Thermoplaste und der Plastixx TT diejenige der Technischen Thermoplaste wider. Die Basis für Plastixx, Plastixx ST und Plastixx TT ist Januar 2002 mit 1000 Punkten. Preisindizes Juli 2020 Juli Vormonat Änderung Plastixx 1.855,0 1.766,7 +5,0% Plastixx ST 1.907,6 1.811,0 +5,3% Plastixx TT 1.296,7 1.296,5 +0,0% Methodik Der Plastixx bildet die Preisentwicklun gen von PE-LD/LLD, PE-HD, PP, PVC, PS, PET sowie ABS, PA, PC, PMMA, POM und PBT nach dem Prinzip des sogenannten Paa- sche-Index ab. In die monatliche Indexbe- rechnung gehen die durchschnittlichen westeuropäischen Marktpreise der Mate- rialien, gewichtet nach westeuropäischen Verbrauchsmengen ein. Die Gewichtung nach Verbrauchsmengen wird jährlich aktualisiert. www.kiweb.de Zum Titel Quelle: Kunststoff Information, Bad Homburg Plastixx – Der KI Polymerpreisindex 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 2018 April Juli Okt 2019 April Juli Okt 2020 April Juli 2400 2200 2000 1800 1600 1400 1200 1000 Plastixx TT (Polymerpreisindex Technische-Thermoplaste) Plastixx ST (Polymerpreisindex Standard-Thermoplaste) Going further with Experience. Über 70 Jahre sprechen eine klare Sprache: Als lang- jähriger Partner von lokal sowie global agierenden Unternehmen steht ENGEL weltweit für verlässliche Lösungen. Unsere Erfahrung, verbunden mit der Lei- denschaft für unsere Arbeit, hat uns vor 30 Jahren zu einer der bahnbrechendsten Entwicklungen unserer Firmengeschichte inspiriert: Wir haben damals be- gonnen, auf Holme zu verzichten und damit einen Meilenstein in unserer Branche gesetzt. Die Holmlos-Technologie sorgt für einen barriere- freien Werkzeugbereich, noch mehr Präzision und hervorragende Werkzeugschonung. Mit diesem Konzept machen wir unsere Kunden nachhaltig er- folgreich – von 1989 bis heute. engelglobal.com/holmlos Going further with Experience. engelglobal.com/holmlos Österreichische Kunststoffzeitschrift 7/8 2020 174 INTERVIEW Interview mit Michael Meister Inhaber von Meister-Quadrat Für alle Leser, die Sie noch nicht ken- nen, stellen Sie sich bitte kurz vor. Seit wann gibt es Meister-Quadrat und wie hat alles angefangen? Ich bin seit 30 Jahren mit dem Thema Spritzguss verbunden – eigentlich schon seit meinem 9. Lebensjahr. Mo- dellflugzeuge für die Vitrine waren der Auslöser, der mich zu dem Thema brachte. Ich war in diesem Alter von den Teilen und die Art und Weise, wie diese gestaltet waren, fasziniert. Nicht das Modell selbst, sondern die Einzel- Fohnsdorf wurde mir und meinen Kol- legen 1989 die Welt des Kunststoffes näher gebracht. Nach dieser Ausbil- dung war der große Wunsch geboren, die Meister-Ausbildung durchzufüh- ren. Da dies in der Steiermark nicht möglich war, verschlug es mich relativ bald nach Oberösterreich, wo in eini- ge Jahre in verschiedenen Firmen ver- brachte und nebenbei den Meister-Ti- tel erlangte. Ich war in den Bereichen Hohlkörperblasen, Harzverarbeitung und auch in der Schaumstoffindust- rie tätig, aber mein Herz schlug immer noch für den Spritzguss. In all diesen Bereichen bekleidete ich verschiede- ne Funktionen, vom Einsteller bis zum Produktionsleiter. Die Liebe ließ mich dann wieder zurück in die Steiermark ziehen, um dort mich im Spritzguss zu vertiefen. Im Jahre 2001 wurde das Einzelun- ternehmen „TB Meister-Kunststofftech- nik“ gegründet, welches im Jahre 2006 in die Meister-Quadrat Kunststoff- und Automatisierungstechnik GmbH um- firmiert wurde. Ich war bis 2001 für ein großes internationales Unterneh- men als Prozesstechniker tätig und bin in dieser Funktion schon viel he- rumgereist, um Probleme an unse- ren Werkzeugen bei den Werkzeug- machern oder auch bei Zulieferern zu beheben. Wie es möglich wäre eine Dienstleistung im Bereich Prozesstech- nik im Markt zu etablieren, wurde mir recht schnell klar. Ein damaliger Liefe- rant wollte seine Fertigung massiv er- weitern und hatte diesbezüglich nicht genügend Fachpersonal um diese teile waren das Spannende für mich – dies wollte ich irgendeinmal selbst machen. Nach einer Ausbildung als Kfz-Me- chaniker und einer schwierigen wirt- schaftlichen Phase, wurde ich am Arbeitsamt wieder auf meine alte Lei- denschaft aufmerksam, da ein Um- schulungskurs zum Kunststoffverar- beiter angeboten wurde. Nach langem Kampf (es waren damals einige offe- nen Stellen in Werkstätten gemeldet), schaffte ich es doch die Umschulung zu bekommen. Im Schulungszentrum „Spritzguss ist unsere Spezialität!“ Die Firma Meister-Quadrat GmbH ist eine weltweit agierende technische Beratungscrew im Bereich Spritzguss. Das wichtigste Betätigungsfeld ist der Bereich „Trouble Shooting“, also die Betreuung und Beratung der Kunden im Bereich der gesamt- en Prozesskette. Die Automobilindustrie ist das zu Hause von Michael Meister und seinem Team, aber auch in allen anderen technischen Branchen ist umfangreiche Erfahrung vorhanden. Seit eini- gen Jahren liegt einer der Schwerpunkte auf dem Bereich Aus- und Weiterbildung, wo Meister-Quadrat neben allgemeinen Spritzgussschulungen den Teilnehmern auch vertiefendes Know-how etwa über Prozessoptimierung und Roboterprogrammierung vermittelt. Wir sprachen mit Michael Meister über sein Unternehmen, Schulungen in Corona-Zeiten und seine Pläne für die nächsten Jahre. F o t o s : M e i s t e r - Q u a d r a t Österreichische Kunststoffzeitschrift 7/8 2020 175 INTERVIEW Aufgabe umzusetzen. Mir wurde das Vertrauen geschenkt, diese Aufgabe über einen längeren Zeitpunkt über- nehmen zu dürfen beziehungsweise zu begleiten und dafür bin ich heute noch dankbar. Zeitgleich gelang es, weitere Kunden in verschiedensten Bereichen davon zu überzeugen, die eine oder andere auch kleinere Tätig- keit, von extern erledigen zu lassen. Ich startete im Jahre 1999 berufsbe- gleitend ein Studium der Automatisie- rungstechnik am Campus 02 in Graz und dachte mir, dass eine flexiblere Zeiteinteilung als Selbständiger dem Studium zu Gute kommen könnte. Dies funktionierte auch eine Zeitlang, jedoch lief das Geschäft dann gut an und es war nur mehr eine Frage der Zeit, bis der gute Vorsatz, das Studium vollends zu bedienen, ins Abseits ge- stellt wurde. 2003 war aber auch mit dem Abschluss die harte Zeit, den be- ruflichen Alltag mit europaweiten Rei- sen und Wochenenden am Campus zu kombinieren, vorbei. Der Studien- abschluss sorgt zusätzlich noch für einem Aufschwung, da es nicht all- täglich war, einen „studierten“ Prakti- ker an den Maschinen zu haben. Be- stehende Probleme löst man selten am Schreibtisch, daher schätzen viele Kunden den Mix aus fundierter Theo- rie und gelebter Praxis. Wo liegen Ihre Schwerpunkte? Bera- tung, Schulung, Trouble Shooting –Ihr Tätigkeitsfeld ist ja sehr umfassend! Grundsätzlich komme ich aus dem Trouble Shooting Bereich, der auch heute noch abgedeckt wird. Da man nie genau weiß wann und wo Pro- bleme auftauchen sind viele weite- re Themen im Laufe der Zeit dazu gekommen. Wie etwa Roboterpro- grammierungen des System Engel, Fabriksentwicklung, Projekt- und Pro- duktbetreuung, Tool Management, Si- mulationen und quasi Hilfestellung in allen Bereichen des Spritzguss – Ma- schine, Material, Bauteil, Verfahren, Werkzeug, Peripherie. Branchenmäßig liegt mein Schwer- punkt in der Automobilindustrie, da hier eher komplexere Technologien und oft sehr anspruchsvolle Bauteile eingesetzt werden. Aber auch Unter- nehmen aus anderen Branchen wie Medizintechnik, Verpackungsindus- trie, Elektronikbranche und Fertiger von technischen Teilen zählen zum Kundenstock. Vom Erfahrungsschatz her arbeite ich mit Maschinen im Schließkraftbe- reich von 120 bis 40 000 kN mit allen Technologien, etwa Mehr-K-Technik (bis 6K), Gasinnendruck, IML-IMD-IMA, Insert-Outsert und vielen anderen. Die meisten Thermoplaste haben in meinen Projekt schon eine Rolle gespielt, vom einfachen LDPE bis zu Hochleistungsthermoplasten stand alles bereits auf der Agenda. Seit wann bieten Sie Schulungen an und wer ist Ihre Zielgruppe? Schulung sind seit mehr als 10 Jahren im Programm, allerdings waren diese nicht im engsten Fokus. Seit mehr als 4 Jahren jedoch hatten mich immer mehr Kunden gebeten, nicht immer nur die Probleme zu beheben, als es (fast) zu spät war, sondern kamen mit der Aufgabe an mich heran, im Vor- feld mögliche Fehlerquellen gemein- sam mit Mitarbeitern vor Ort zu er- kennen und für zukünftige Projekte Wissen aufzubauen. Zielgruppen gibt es keine speziellen – ich trainiere sowohl Personen, die nicht so tief im Spritzgussprozess ver- ankert sind, wie Qualitätsmitarbeiter, Einkäufer, Projektmanager, Führungs- kräfte, aber auch gut etabliertes Fach- personal wie Bemusterungspersonal, Fertigungsleiter und sonstige Spezia- listen in den Werken. Kann man sagen, dass Sie damit eine Marktnische abdecken? Wodurch heben Sie sich von anderen Anbie- tern hervor? Ich würde es nicht eine Nische nennen, Schulungen werden ja viele angebo- ten. Was ich aber versuche ist mehr auf die Leute einzugehen. Nicht nur der Wissenstand selbst, sondern auch das Arbeitsumfeld wird für mich für den Schulungsinhalt herangezogen. Leute, die tagtäglich an Großmaschi- nen etwa in einem Stoßfängerwerk ar- beiten, haben andere Wissenslücken als Personal in der Verpackungsmit- telindustrie, die mit Schnellläufern ar- beiten. Sie bieten neben allgemeinen Schu- lungen rund um den Spritzguss ja auch spezielle Schulungen, etwa zum Thema Prozessoptimierung an. Wie sehr können Sie auf individuelle Fra- gestellungen der Teilnehmer einge- hen? Gerade dieses Thema steht bei mir im Fokus – durch meine umfangrei- che Tätigkeit konnte ich sehr viele Erfahrungen sammeln (auch im Aus- land) und daher ist es nicht das Prob- lem, den Teilnehmern die notwendi- ge Hilfestellung zum Erreichen ihrer Ziele zu ermöglichen. Zum Beispiel bei den Maschinenherstellern steht natürlich in den meisten Fällen die Bedienung der Maschine im Vorder- grund, was ja logisch ist. Ich versu- che hier mehr den allgemeinen An- satz wie etwa die Physik oder auch branchenübliche Vorgehensweise einzubringen. Jede Branche arbei- tet immer etwas anders und Quer- vernetzungen für eine Verbesserung gibt es eher selten. Hier komme ich dann ins Spiel. Österreichische Kunststoffzeitschrift 7/8 2020 176 INTERVIEW Wo finden die Schulungen statt und welche Infrastruktur steht dafür zur Verfügung? Die Schulungen können einerseits di- rekt als Inhouse-Schulungen beim Kunden stattfinden, was bei einigen Firmen auch ganz gut funktioniert. Es gibt aber auch die Möglichkeit in Gruppen von bis zu 6 Personen di- rekt bei mir in der Nähe von Leoben an einer modernen, gut ausgerüs- teten 1 800 kN Maschine (inkl. Robo- ter) mit eigenem Schulungswerkzeug das Wissen zu erlangen. Sehr gut hat sich die praktische Schulung für Füh- rungskräfte etabliert. Nach einem kur- zen Theorieteil müssen die Teilnehmer selbst an der Maschine ein Werkzeug mit verschiedenen Materialien be- mustern. Sinn und Zweck ist es, Spritz- guss selbst zu erleben. Vor allem die Veränderungen der Prozessparame- ter am selben Bauteil, jedoch mit un- terschiedlichen Materialien, sorgen immer wieder für erstaunte Gesichter. Wie können Sie sich auf durch die Co- rona-Pandemie geänderte Rahmen- bedingungen einstellen? Sind die Schulungen auch virtuell möglich? Der reguläre Schulungsbetrieb ist na- türlich in den letzten Mona- ten zum Erliegen gekommen, aber es gibt bereits großes In- teresse von Kunden die Ver- anstaltungen vor Ort noch im Herbst wieder starten zu las- sen. Das hängt natürlich letzt- endlich von den Bedingun- gen der einzelnen Firmen und von den staatlichen Vorgaben ab. Virtuell können und wur- den ja auch schon Schulun- gen, die hauptsächlich Theorie beinhalten wie etwa Aufbau und Bewertungen von Simu- lation, abgehalten. Praktische Schulung vielleicht mit Kame- ras zu übertragen, davon halte ich wenig. Hier fehlt dann der Bezug zum Erleben. Ein gro- ßer deutscher OEM, der bereits mehr als 70 Leute bei mir trai- nieren hat lassen, möchte auf- bauend mindestens nochmals dieselbe Anzahl an Mitarbei- tern baldigst aus mehreren Werken zu mir schicken. Welche Pläne gibt es bis zum Jahres- ende und vielleicht auch schon da- nach? Im Herbst 2020 ist geplant, den pra- xisbezogenen Schulungsbetrieb wie- der aufnehmen zu können. Geplant ist aber auf alle Fälle nicht, ein reines Schulungsunternehmen zu etablieren. Ich werde mit Leidenschaft auch in Zukunft weiterhin Fehler und Projek- te betreuen, um immer neuesten Stoff für weitere Trainings parat zu haben. Nur wer selbst vor Ort ist, kann auf die Leute vertiefend eingehen. Spätestens nach 5 Jahren hat man den Anschluss verloren und schult somit nicht die neuesten Methoden. Nächstes Ziel ist es, eine speziel- le Schulung für „Branchenneulinge“ anzubieten. Wenn es etwa um die Be- schaffung von Spritzgussteilen bzw. -werkzeugen geht, sind vor allem Star- tup-Unternehmen sehr schlecht aufge- stellt. Von der Materialauswahl über die Bauteilkonstruktion bis hin zur Lie- ferantenauswahl gibt es kaum Wissen und viele Unternehmen zahlen oft- mals sehr hohes Lehrgeld – vor allem bei unüberlegten Beschaffungen in Asien. Die Schulung sollte hier helfen und den Leuten die branchenüblichen Handlungsweisen näherbringen. Das kann zum Bespiel das Wissen über die Definition von Oberflächen sein. Eine Fläche „polieren“ heißt noch lange nicht, dass man sich darin spiegeln kann, obwohl der Auftraggeber dies gemeint hat. Diese Standards werden verständlich nähergebracht. Auch die kaufmännische Komponente wird tiefergreifend behandelt. Preise von Spritzgusswerkzeugen – Unterschied und Risiko zwischen Asien und Euro- pa unter anderen Themen. Weiters ist noch eine Expertenschu- lung mit einem OEM in Planung, die weit über den Prozess an der Maschi- ne hinausgeht. An der Maschine wer- den Parameteränderungen und ihre Folgen auch messtechnisch abge- bildet (Innendruck und Temperatur- messungen in der Kavität). Folgende Themen werden zusätzlich behan- delt: Sonderverfahren, Simulationsbe- wertung, allgemeiner Werkzeugbau und einige andere. Sogar der Besuch einer befreundeten Firma im Bereich der Oberflächentechnik (Narbungs- einbringung) steht am gemeinsamen Schulungsplan. Vielen Dank für das interessante Ge- spräch! Ich werde mit Leidenschaft auch in Zukunft weiterhin Fehler und Projekte betreuen, um immer neuesten Stoff für weitere Trainings parat zu haben. Nur wer selbst vor Ort ist, kann in Schulungen auf die Leute vertiefend eingehen. „ “WEGBEREITER NEUE WELT arburgXworld DIGITALE TRANSFORMATION arburgXworld steht für die wirklich umfassende Digitalisierung Ihres Unternehmens. Wir begleiten Sie auf Ihrem Weg. Mit unserer Road to Digitalisation. Wählen Sie aus unterschied- lichsten Produkten und Services. Für mehr Produktionseffizienz. 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