Die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) ist Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft und auf gutem Weg, das EU-Recyclingziel von 50 Prozent bei Kunststoffverpackungen ab 2025 zu erfüllen. Doch es gibt auch Schattenseiten: Im Bereich der Gewerbesammlung bleiben wertvolle Ressourcen ungenutzt. ARA fordert daher gezielte Kontrollen, um den Wettbewerb fair zu gestalten und die ökologischen Ziele konsequent zu erreichen.

Neben rechtlichen Rahmenbedingungen investiert die ARA in technologische Lösungen, um neue Maßstäbe zu setzen. Mit der Polyolefin-Anlage UPCYCLE gelingt es, bisher nicht verwertbare Kunststoffsortierreste zu recyceln – ein entscheidender Schritt zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Österreich und zur unabhängigen Versorgung mit hochwertigen Rezyklaten. Das Thema Kunststoffverpackungen bleibt damit zentral für eine nachhaltige Zukunft.
Hochrechnung: ARA erreicht EU-Ziel für Kunststoffverpackungen
Aktuell liegt die Recyclingquote von Kunststoffverpackungen in Österreich laut Statusbericht 20251 bei rund 30 Prozent, bei den ARA-Lizenzmengen sogar bei 38 Prozent – deutlich über dem bisherigen EU-Ziel von 22,5 Prozent. Ab 2025 gilt ein neues Ziel von 50 Prozent. Eine aktuelle Hochrechnung der ARA zeigt: Dieses Ziel wird im Lizenzbereich erreicht werden. Ob das auch für ganz Österreich gilt, wird die zusätzliche Performance der anderen Systeme und des Einwegpfand-Systems zeigen.
Gewerbesammlung schwächelt trotz klarer Vorschriften
Jährlich fallen in Österreich rund 300.000 Tonnen Kunststoffverpackungen an – ein Drittel davon stammt aus dem Gewerbebereich. Während die Haushaltssammlung über 1 Mio. Tonnen an Verpackungen und Altpapier erzielt, liegt die getrennte Sammlung im Gewerbe deutlich zurück: Nur ein Drittel der Kunststoffverpackungen wird korrekt übergeben, der Rest landet im unsortierten Gewerbemüll.
„Im Sinne der Quotenerreichung begrüßen wir die bisherigen Bemühungen des Gesetzgebers. Aus rechtlicher Sicht fehlt jedoch eine Kontrolle der Übergabepflicht – das wird zum Wettbewerbsnachteil für jene, die die gesetzlichen Vorgaben erfüllen und einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der EU-Recyclingziele leisten. Nachhaltige Bemühungen müssen sich für Unternehmen immer wirtschaftlich rechnen. Gleichzeitig gehen wertvolle Ressourcen verloren. Kontrollen durch das Ministerium sind essenziell, um den Gewerbeabfall im Kreislauf zu halten“, so ARA Vorstand Thomas Eck.
EU-Daten zum Kunststoffrecycling unter Kritik
Laut ARA gefährden unzureichend geprüfte Recyclingquoten aus anderen EU-Staaten den fairen Wettbewerb. In mehreren Fällen zeigen sich fragwürdige Angaben: Ein Mitgliedstaat meldete laut Eurostat für das Jahr 2022 eine Gesamt-Recyclingquote von 37 Prozent, gleichzeitig aber eine Kunststoff-Recyclingquote von 32 Prozent – ein Verhältnis, das laut Europäischem Rechnungshof nicht plausibel erscheint.
Ein weiteres EU-Land berichtete sogar eine Kunststoff-Recyclingquote von 47 Prozent bei einer Gesamtquote von lediglich rund 61 Prozent. Auch hier wurden Zweifel laut, da die Unterschiede zwischen Materialfraktionen im Vergleich zu realistisch geprüften Werten überdurchschnittlich groß ausfielen.
Besonders kritisch: Der Europäische Rechnungshof sprach im Fall eines Landes sogar von „mafiösen Strukturen“, weil fiktive Abfälle als recycelt gemeldet wurden. Damit werden Vorgaben auf dem Papier erfüllt, in der Realität jedoch nicht – zulasten ehrlicher Systeme wie jenem in Österreich.
„Im Recycling ist Österreich Musterschüler und sollte die Gesetzgebung stets als Wettbewerbsvorteil nutzen. Die Wirtschaft hat hierzulande in den letzten Jahren massiv investiert, um die rechtlichen Vorgaben zu erfüllen und die 50 % Recyclingquoten im Kunststoffbereich ab 2025 zu erreichen. Das darf kein Wettbewerbsnachteil sein, ganz im Gegenteil: Investitionen in eine zirkuläre Zukunft müssen sich lohnen. Darum fordern wir, dass die gemeldeten Recyclingquoten von der EU geprüft werden“, betont ARA Vorstandssprecher Harald Hauke.
UPCYCLE: Neue Technologie für schwer recycelbare Kunststoffverpackungen
Mit der Inbetriebnahme von Europas modernster Sortieranlage TriPlast und der innovativen Polyolefin-Aufbereitungsanlage UPCYCLE hebt die ARA das Kunststoffrecycling in Österreich auf ein neues Niveau. Die Anlage ermöglicht erstmals die stoffliche Verwertung von Kunststoffsortierresten, die bisher als nicht recyclingfähig galten und daher ausschließlich thermisch verwertet wurden.
Diese Reste bestehen aus stark verschmutzten, sehr kleinen oder komplex zusammengesetzten Kunststoffverpackungen – etwa Mehrschichtfolien oder beschichtete Materialien – die mit konventionellen Technologien nicht sortenrein trennbar waren. Dank des ARA-eigenen Verfahrens können nun zusätzlich rund 20.000 Tonnen Kunststoffverpackungen pro Jahr recycelt und dem Stoffkreislauf wieder zugeführt werden.
Ein besonderer Durchbruch gelingt mit Getränkeverbundkartons: Durch ihre mehrschichtige Beschaffenheit galten sie bisher als besonders herausfordernd im Recyclingprozess. Mit UPCYCLE wurde ein Weg gefunden, auch diese Stoffströme effizient aufzubereiten und zu verwerten – ein Fortschritt, der über Österreich hinaus Maßstäbe setzt.
Die Anlage ist damit ein zentrales Element der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie. ARA plant, die Kapazitäten von UPCYCLE weiter auszubauen, um künftige Anforderungen – etwa die ab 2030 geltenden Rezyklat-Einsatzquoten von 10 bis 35 % in Kunststoffverpackungen – aus eigener Leistung zu erfüllen. Parallel ist ARA an zahlreichen Forschungsprojekten beteiligt, um neue Recyclinglösungen zu entwickeln und eine unabhängige Rezyklatversorgung innerhalb Österreichs sicherzustellen. Ziel ist es, hochwertige Rezyklate nicht zu importieren, sondern sie direkt vor Ort in den Kreislauf zurückzuführen – zum Nutzen von Umwelt, Industrie und Standort.
- Die Bestandsaufnahme der Abfallwirtschaft in Österreich, Statusbericht 2025 für das Referenzjahr 2023, BMLUK ↩︎