Die Kunststoffindustrie steht im Jahr 2025 vor komplexen globalen Herausforderungen: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und geopolitische Unsicherheiten wirken auf Märkte und Produktionsbedingungen ein. Die K 2025, Weltleitmesse für Kunststoff und Kautschuk in Düsseldorf, präsentiert Antworten der Industrie auf diese Entwicklungen.

Vom 8. bis 15. Oktober 2025 versammelt sich die Branche unter dem Motto „The Power of Plastics: Green – Smart – Responsible“. Mit den Leitthemen „Shaping the Circular Economy“, „Embracing Digitalization“ und „Caring about People“ stellt die K 2025 Lösungen und Perspektiven für die Zukunft vor.
Globale Perspektiven und industriepolitische Entwicklungen
Die Kunststoffbranche befindet sich in einem grundlegenden Wandel. Polymere Werkstoffe sind aufgrund ihrer Vielseitigkeit und Effizienz unverzichtbar – doch die Auswirkungen massenhafter Anwendungen und die Notwendigkeit geschlossener Kreisläufe rücken stärker in den Fokus. Die Industrie antwortet mit Investitionen in zirkuläre Systeme, technologische Innovation und strategische Partnerschaften.
Auf der K 2025 zeigen Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Werkstofferzeugung bis zur Verarbeitung – ihre Fortschritte. Der Einsatz digitaler Steuerungs- und Regelungstechnologien, insbesondere von Künstlicher Intelligenz (KI), wird als entscheidender Hebel für Ressourceneffizienz und Prozessoptimierung betrachtet.
Die Messe nimmt zudem gesellschaftliche Aspekte in den Blick: Die dienende Funktion von Kunststoffen für Medizin, Mobilität, Bau oder Verpackung sowie die Bedeutung der Branche für Arbeitsplätze und Ausbildung werden unter dem Leitthema „Caring about People“ betont. Auch der Appell an junge Talente ist Teil dieser Botschaft – die Branche bietet technologisch spannende und zukunftssichere Arbeitsfelder.
Konjunkturelle Entwicklungen und geopolitische Einflüsse
Die letzte K im Jahr 2022 war geprägt von vorsichtigem Optimismus – trotz des Ukraine-Konflikts sah man positive Signale: eine Erholung der Lieferketten, zunehmende Stabilität, wirtschaftlicher Aufschwung in den USA, China und Indien sowie das klare Bekenntnis Europas zur Kreislaufwirtschaft.
Diese Erwartungen erfüllten sich jedoch nur teilweise. Die weltweiten Lieferketten bleiben fragil, die Inflation hoch. Politische Unsicherheit verhindert Investitionen. Die Kunststoffproduktion stieg zwar weltweit wieder an (2023: 374 Mio. t gegenüber 360 Mio. t in 2021), doch Europa verlor weiter an Boden.
Während Länder mit Zugang zu günstigen fossilen Ressourcen – etwa im arabischen Raum oder in den USA durch die „Shale Revolution“ – massiv investieren, bauen auch China und Indien ihre Marktanteile aus. In China wird mittlerweile ein Drittel der weltweiten Kunststoffe produziert. In Indien mehren sich die Anzeichen für eine ähnliche Entwicklung.
In Europa sank die Kunststoffproduktion auf 43 Mio. t (2023), ein Rückgang von über 16 % gegenüber 2021. Die EU exportiert weiterhin wertmäßig mehr Kunststoffe, importiert aber mengenmäßig seit 2022 mehr Kunststoffgranulate und seit 2021 mehr Endprodukte. Zwischen 2020 und 2023 gingen die Exporte von Kunststoffgranulaten um über 25 % zurück.
Gleichzeitig schreitet der Umbau zur Kreislaufwirtschaft voran: Weltweit wurden 2023 rund 36,5 Mio. t Sekundärkunststoffe verwendet – neun Prozent des Gesamtmarkts. In Europa lag der Anteil mit über 10 Mio. t bei rund 19 %, doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt. Doch auch hier gibt es Rückschläge: 2023 sank die Menge an Post-Consumer-Rezyklaten in neuen Produkten um fast 8 %.
Die Branche fordert deshalb klare politische Signale, um die Transformation zu sichern. Der Green Deal müsse durch einen „Industrial Deal“ ergänzt werden – nur mit wirtschaftlicher Stärke kann Klimaneutralität gelingen.








Sektorale Herausforderungen: Kautschuk, Maschinenbau, Verarbeitung
Auch die Kautschukindustrie verzeichnet für 2023 und 2024 rückläufige Produktionsmengen, geschrumpfte Absatzvolumina, weniger Beschäftigte und eine angespannte Ertragslage. Die Produktion von Reifen leidet unter dem Automobilabsatz. GRG-Produkte (General Rubber Goods), meist auf synthetischer Basis, sind weniger stark betroffen, doch auch hier dämpfen die Rückgänge im Bauwesen die Nachfrage. Der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (wdk) warnt: „Die Ertragslage ist zum Zerreißen angespannt.“
Der Maschinenbau für Kunststoff und Kautschuk, traditionell stark im Export, ist konjunkturell unter Druck. Besonders der Umbruch im Automobilsektor und die schwache Investitionstätigkeit im Bau treffen die Branche hart. 2024 wird ein Umsatzrückgang von etwa 15 % erwartet. Hoffnung besteht auf eine Erholung ab Mitte 2025.
Für 2023 meldete der VDMA dank hoher Auftragsüberhänge ein preisbereinigtes Umsatzplus von 13 %. Mit 22 % Weltexportanteil bleibt Deutschland technologisch führend – knapp hinter China, deutlich vor Japan. Ulrich Reifenhäuser, Vorsitzender des Ausstellerbeirats der K 2025: „Wir können uns auf unsere Stärken besinnen, unsere Innovationskraft nutzen und mit neuen Lösungen aktuelle Themen der Märkte überraschend und punktgenau lösen.“
Die Kunststoffverarbeitung als Bindeglied zur Endanwendung spürt den Konsumrückgang besonders deutlich. Verpackungen sind als konsumnahe Anwendung stabil, doch Industrieverpackungen, Baukunststoffe (25–30 % Marktanteil) und Automobilteile leiden stark. Die Kombination aus Inflation, Zinspolitik und hoher Regulierung belastet besonders europäische Verarbeiter. Die Branche fordert planungssichere politische Rahmenbedingungen.
Weichenstellung auf der K 2025
Die K 2025 ist mehr als eine Produktschau – sie wird zur Dialogplattform über die Zukunft der Kunststoffindustrie. Sie zeigt, wie die Transformation gelingt: mit unternehmerischem Mut, politischen Rahmenbedingungen und technologischer Exzellenz.
Europa hat sich früh zu einem nachhaltigen Umbau entschieden. Trotz zahlreicher Herausforderungen bestehen starke industrielle Traditionen und Innovationskraft – bei Werkstoffen, Maschinenbau, Verarbeitung und Recycling. Diese Stärken gilt es zu nutzen.
„Ohne Kunststoff ist eine Zukunft für die Menschheit in heutiger Zahl und Form schlicht nicht vorstellbar“, fasst der Ausstellerbeirat zusammen. Die K 2025 wird diese Stärke sichtbar machen – mit Fortschritten, Beratung und Lösungen für die Kunststoffindustrie von morgen.