< Previous Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2020 68 AR TIKEL EXTRUSION Der Kanal für die Stützluft, der bei konventionell gefertigten Köpfen nor- malerweise ebenfalls eine störende Bindenaht in der Schmelze hinterlässt, wird durch die Wand des hexagonalen Gitters geführt und erzeugt somit eben- falls keine zusätzliche Bindenaht. Es hat sich aber gezeigt, dass durch den sehr kleinen Luftkanal auch nur ein geringes Luftvolumen geführt werden kann. Abbildung 6 zeigt einen Kopf, mit dem Röhrchen zur Herstellung von Wärme- tauschern hergestellt werden. Bei der hohen Produktionsgeschwindigkeit (bis zu 100 m/min) der Röhrchen (Wanddik- ke 0,1 mm) wird auch sehr viel Innen- luft benötigt, um zu verhindern, dass der Schmelzeschlauch beim Austritt aus der Düse zusammengezogen wird. Umlaufende Nut, über die die Stützluft zugeführt wird Hohlkern Kippdüse Wechselbares Kernendstück In den Hohlkern einmündendes Stützluftkanalsystem, das sich im Inneren der Mischerstege befindet Mischersteg mit Luftbohrung Abbildung 5: Schnittzeichnung des neuartigen im SLM-Verfahren hergestellten Schlauchkopfs. Abbildung 6: Rohrkopf zur Herstellung dünnwandiger Röhrchen zur Herstellung von Wärmetauschern. Deshalb wird bei dieser Konstruktion die Innenluft dem Kopf über eine Ring- nut zugeführt und dann über acht Ka- näle, die im Inneren der Mischerstege verlaufen, ins Innere des Kerns geführt. Gleichzeitig ist der Kern mit Hilfe die- ser Stege am Kopf befestigt. Dieser Kopf wurde speziell konzipiert, um hinrei- chend gerade Röhrchen herstellen zu können, was mit dem konventionell ge- fertigten Kopf, der eine etablierte kon- ventionelle Schiebedüse besitzt, nicht möglich war. Abbildung 7 zeigt einen Vergleich zwischen dem im SLM-Ver- fahren hergestellten Kopf, angeflanscht an den Extruder, und dem in der Über- laufwanne der Kalibrierung liegenden konventionell gefertigten Kopf. Auch in diesem Fall konnte das Gewicht des Kopfs gegenüber dem konventionell ge- fertigten Kopf drastisch reduziert wer- den. Unter dem Link http:/www.gross-k. de/Waermetauscherrohrextrusion.mp4 kann ein kurzes Video, das den Kopf im Betrieb zeigt, angeschaut werden. Kopf zur Extrusion von Bewässerungsschläuchen Besondere Anforderungen werden an Köpfe zur Extrusion von Bewässerungs- schläuchen gestellt. Sie müssen in der Mitte ein Loch besitzen, damit von hin- ten eine Lanze, die bis in den Bereich der Kalibrierung reicht, durchgeführt werden kann. Mit dieser Lanze wer- den Drosseln zugeführt, die dann in re- gelmäßigen Abständen im Bereich der Kalibrierung innen an den Schlauch angeschweißt werden. Somit kann die Schmelze nicht von hinten in den Kopf eingespeist werden. Derartige Bewäs- serungschläuche werden je nach der geforderten Haltbarkeitsdauer in un- terschiedlichen Wanddicken meist im Bereich zwischen 1 und 0,2 mm herge- stellt. Die Wanddicke kann bei dieser Spezialanwendung nicht, wie allge- mein üblich, durch eine Änderung der Relativgeschwindigkeit zwischen der Schmelzeaustritts- und der Abzugge- schwindigkeit und der damit notwen- digen Verschiebung des Abstands zwi- schen der Düse und der Kalibrierung verändert werden. Dieser Abstand ist durch die Position in der Kalibrierung, in der die Drosseln an den Schlauch angeschweißt werden, unveränder- bar. Deshalb muss mit konventionellen Düsen die Anlage angehalten werden, wenn die Wanddicke des Schlauchs ge- ändert werden muss. Dazu muss dann das Spaltmaß am Düsenende verän- dert werden. Das geschieht, indem bei stehender Anlage entweder ein neuer axial angeordnete Kippschrauben Gewindesteigung 0,2 mm SLM Kopf Gewicht 480g konventioneller Kopf Gewicht 32 kg radial angeordnete Justierschrauben Gewindesteigung 2 mm Abbildung 7: In der Überlaufwanne liegen- der spanabhebend gefertigter Kopf mit ei- ner konventionellen Justiervorrichtung, und an den Extruder angeflanschter im SLM- Verfahren hergestellter Kopf mit Kippgelenk. Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2020 69 AR TIKEL EXTRUSION Kern oder aber eine neue Düse mit einem veränderten Durchmesser an den Kopf angeschraubt werden. Bild 8 zeigt nun einen Spezialkopf, der noch zu Zeiten konzipiert worden ist, als der Gedanke Köpfe im SLM-Verfahren her- zustellen, noch nicht geboren war. Die Verwendung eines neuartigen Verteilerkanalsystems machte es mög- lich, die Baulänge des Kopfs auf nur 90 mm zu begrenzen. Dadurch können dann auch kürzere und damit biege- steifere Lanzen zum Zuführen der Dros- seln verwendet werden. Würde ein der- artiger Kopf heute im SLM-Verfahren hergestellt werden, könnte die Baulän- ge nochmals weiter verringert werden. Der Fließkanal ist am Ende der Düse leicht konisch, so dass mit Hilfe des Ge- winderings die Kippdichtung stufenlos axial verschiebbar ist. Darüber kann bei laufender Anlage der Austrittsspalt am Ende der Düse im Bereich von 0,1 bis 1,2 mm stufenlos verstellt werden, um Schläuche mit unterschiedlichen Wanddicken herstellen zu können, ohne die Extrusionsanlage dafür anhalten zu müssen. Das erhöht die Kapazität der Extrusionsline, spart Energie, verringert den Personalbedarf und reduziert den Anfall von An- und Abfahrabfällen. Mit Hilfe der Kippdichtung können symme- trische Unterschiede in der Wanddicke über dem Umfang des Schlauchs fein- fühlig und zielgerichtet verringert wer- den. Verbleibende nicht symmetrische Wanddickenunterschiede über dem Umfang, die nicht über eine Düsenju- stierung eliminiert werden können, las- sen sich durch eine lokale Feinjustie- rung des Düsenspalts mit Hilfe der sehr flexiblen, partiell mehrwandigen Flex- ringhülse eliminieren. Damit können Kippschrauben Flexring zur Feineinstellung des lokalen Düsenspalts Stellschrauben für den Flexring Gewindering zur stufenlosen Verstellung des gesamten Düsenspalts Abbildung 8: Kopf zur Herstellung von Bewässerungsschläuchen mit Kippdüse mit ei- ner Flexringhülse, mit einer stufenlosen Düsenspaltverstellung und mit einer speziellen Verteilerkanallösung, um eine sehr kurze Baulänge zu ermöglichen. Schläuche und Rohre mit extrem gerin- gen Dickentoleranzen produziert wer- den, die mit konventionellen Schlauch- köpfen nicht erreichbar sind. Die Vorteile der beschriebenen Tech- nologien werden allerdings nur in ei- nigen wenigen Extrusionsbetrieben genutzt. Die etablierten Firmen, die Schlauch- und Rohranlagen bauen und vertreiben, konnten sich bisher nicht dazu durchringen, diese neuar- tigen Technologien zu übernehmen und ihren Kunden anzubieten. Es wird zwar immer argumentiert, dass unsere Fir- men dringend Innovationen benötigen, um die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu steigern oder um zumindest trotz der bei uns relativ hohen Personalkosten wett- bewerbsfähig zu bleiben. Das gilt aber offensichtlich nicht für Innovationen, die nicht im eigenen Unternehmen ent- wickelt worden sind. Wenn ein Außen- stehender einer Firma eine Innovation anbietet, ist das in aller Regel nicht ge- wünscht. Es muss dann ja nach Begrün- dungen gesucht werden, mit denen ar- gumentiert werden kann, warum trotz der geschilderten Vorteile, die die ange- botenen Technologien zweifelsfrei besit- zen, dennoch kein Interesse besteht, sie in die eigenen Anlagen zu integrieren und den Kunden anzubieten. Das Bezugsquellenverzeichnis in der Österreichischen Kunststoffzeitschrift Bestellen Sie Ihren Eintrag unter k.sochor@kunststoff-zeitschrift.at Wer.Was.Wo ... mit Kunststoff Wer.Was.Wo ... mit Kunststoff Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2020 70 VERP ACKUNG Arburg Hybride Hochleistungsmaschine in Packaging-Ausführung Der hybride Allrounder 1020 H in Packaging-Ausführung feierte auf der K 2019 Premiere. Die nun größte Spritzgießmaschine von Arburg speziell für die Verpackungstechnik verfügt über 6 000 kN Schließkraft und ist mit der neuen Spritzeinheit der Größe 7000 ausgestattet. Sie ist prädestiniert für Werkzeuge mit vielen Kavitäten und für große Verpackungsbehälter bis zu 30 Litern Volumen. Die neue hybride Hochleistungsmaschi- ne für den Verpackungs sektor stellte auf der K 2019 mit einem 8+8-fach-Etagen- werkzeug ihre Leistungsfähigkeit bei der Produktion dünnwandiger Rundbe- cher unter Beweis. Sie verbindet elek- trische Schnelligkeit und Präzision der Schließeinheit mit hydraulischer Kraft der Spritzeinheit. Neue Großmaschine für die Verpackungsindustrie Der Allrounder 1020 H in Packaging- Ausführung im Clamp-Design und mit Gestica-Steuerung verfügt über einen lichten Säulenabstand von 1 020 Milli- metern und einer Schließkraft von 6 000 kN. Die neue Spritzeinheit der Größe 7000 bietet ein maximales Schussge- wicht von rund 4 200 Gramm (PS). Sie ist für die neue Packaging-Baugröße 1020 sowie für den Allrounder 1120 H erhält- lich. Vier Assistenzsysteme und IIoT-Gateway inklusive Der Allrounder 1020 H in Packaging- Ausführung ist „ready for digitalisati- on“. Er ist serienmäßig mit den vier As- sistenzpaketen „4.set-up“, „4.start-stop“, „4.production“ und „4.monitoring“ von Arburg ausgestattet, die den Spritz- gießprozess schnell und sicher ins Lau- Becher aus PP und 30 Prozent Rezyklat, produziert auf dem Allrounder 1020 H in Packaging- Ausführung mit einem 8+8-fach-Etagenwerkzeug in rund 4,3 Sekunden Zykluszeit. Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2020 71 VERP ACKUNG fen bringen. Damit bekommt der Bedie- ner umfassende digitale Unterstützung, kann schneller arbeiten und sich mehr und mehr von der Maschine bedienen lassen. Zudem sind künftig alle Allroun- der mit einer sogenannten „Basis Con- nectivity“ ausgestattet, das heißt sie verfügen über ein IIoT-Gateway und können über Schnittstellen einfach und standardisiert mit übergeordneten Sy- stemen vernetzt werden. Qualitätsbecher aus PP und 30 Prozent Rezyklat Das Exponat verarbeitete neues PP- Material zusammen mit 30 Prozent zu- gemischtem sortenreinem PP-Rezyklat zu dünnwandigen Bechern in gleich- bleibend hoher Qualität. Der österrei- chische Kooperations partner Erema stellte das PP-Rezyklat zur Verfügung und rezyklierte zudem auf seinem Mes- sestand beispielhaft einen Teil der bei Arburg produzierten PP-Becher. Mit einem 8+8-fach-Etagenwerkzeug von Stackteck, Kanada, entstanden je 16 Rundbecher in rund 4,3 Sekunden Zy- kluszeit. Durch die zwei hintereinan- derliegenden Ebenen lässt sich die Zuhaltekraft gegenüber einem 16-fach- Werkzeug halbieren und eine kleinere Maschinenbaugröße einsetzen. Die Fer- tigteile werden nachfolgend gestapelt und in Schlauchfolien verpackt. Die Au- tomation stammte von der italienischen Firma Campetella. Wichtiger Beitrag zum Thema Circular Economy Die beschriebene Verpackungsan- wendung ist ein Beispiel, wie eine ge- schlossene Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) funktionieren kann. Arburg leistet einen wichtigen Beitrag zu Circu- lar Economy. Das Unternehmen entwi- ckelt produktionseffiziente Maschinen- technik und trägt mit seinen Aktivitäten dazu bei, ressourcenschonend zu ferti- Der Allrounder 1020 H in Packaging-Ausführung verfügt über 6 000 kN Schließkraft und eine Spritzeinheit der neuen Größe 7000. Fotos: Arburg Über Arburg Das deutsche Familienunternehmen Arburg gehört weltweit zu den führenden Maschinenherstellern für die Kunststoffverarbeitung. Das Produktportfolio um- fasst Allrounder-Spritzgießmaschinen mit Schließkräften zwischen 125 und 6.500 kN, Freeformer für die industrielle additive Fertigung sowie Robot-Systeme, kun- den- und branchenspezifische Turnkey-Lösungen und weitere Peripherie. In der Kunststoffbranche ist Arburg Vorreiter bei den Themen Produktionseffi- zienz, Digitalisierung (Industrie 4.0) und Nachhaltigkeit. Das Programm „arburg Xworld“ umfasst alle digitalen Produkte und Services und ist gleichzeitig der Name des Kundenportals. Die Strategien zur Ressourcen-Effizienz und Circular Economy sowie alle Aspekte und Aktivitäten dazu sind im Programm „arburg- GREENworld“ zusammengefasst. Zentrales Ziel von Arburg ist, dass die Kunden ihre Kunststoffprodukte vom Einzelteil bis zur Großserie in optimaler Qualität zu minimalen Stückkosten ferti- gen können. Zu den Zielgruppen zählen z. B. die Automobil- und Verpackungsin- dustrie, Kommunikations- und Unterhaltungs elektronik, Medizintechnik und der Bereich Weißwaren. Eine erstklassige Kundenbetreuung vor Ort garantiert das internationale Ver- triebs- und Servicenetzwerk: Arburg hat eigene Organisationen in 26 Ländern an 34 Standorten und ist zusammen mit Handelspartnern in über 100 Ländern vertreten. Produziert wird ausschließlich im deutschen Stammwerk in Loßburg. Von den insgesamt rund 3.200 Mitarbeitern sind rund 2.650 in Deutschland be- schäftigt, weitere rund 550 in den weltweiten Arburg-Organisationen. Arburg ist dreifach zertifiziert nach ISO 9001 (Qualität), ISO 14001 (Umwelt) und ISO 50001 (Energie). Weitere Informationen über Arburg finden Sie unter www.arburg.com gen – in der Produktion seiner Kunden genauso wie in der eigenen Produktion. Allrounder für die Verpackungstechnik Die Packaging-Ausführung (P) wurde von Arburg speziell für die Verpa- ckungsbranche entwickelt und steht an Maschinen der Baureihen Hidrive und Alldrive der Baugrößen 520 bis 1020 zur Verfügung. Das Paket umfasst serien- mäßig FEM-optimierte Aufspannplatten und hoch belastbare Maschinenstän- der, hochverschleißfeste Zylindermo- dule mit Barriereschnecken, servoelek- trische Kniehebel-Schließeinheiten und Dosierantriebe, Lageregelung und zu- sätzliche Steuerungs funktionen wie Anfahrparameter und zyklusübergrei- fendes Dosieren. Diese angepasste Bau- weise sorgt für extrem kurze Trocken- laufzeiten, hohe Plastifizierleistungen und Einspritzgeschwindigkeiten sowie einen reduzierten Energiebedarf. www.arburg.com Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2020 72 VERP ACKUNG Noch schneller, noch stabiler, noch effizienter: Engel präsentiert die neue Generation der vollelektrischen Spritzgießmaschinenbaureihe e-cap für Getränkeverschlüsse. Die Herstellung von 29/25-Leichtverschlüssen auf einer neuen e-cap 380 macht deutlich, wie sich bei kontinuierlich stei- genden Anforderungen kürzeste Zykluszeiten mit höchster Präzision und niedrigstem Energieverbrauch vereinen lassen. Engel Mit der neuen e-cap Generation zu höchster Stabilität und Präzision Die neue e-cap stellt bei extrem kurzen Zykluszeiten von unter zwei Sekunden eine sehr hohe Präzision und Wiederholgenauigkeit sicher. Fotos: Engel Schon mit der Vorstellung der ersten vollelektrischen e-cap -pritzgießmaschi- ne auf der K 2010 setzte Engel neue Maß- stäbe. Standard für die Herstellung von Getränkeverschlüssen waren bis dahin Maschinen mit hydraulischem Antrieb und Hydrospeicher für die Einspritzbe- wegung. Die vollelektrische Antriebs- technik kam in diesem Anwendungs- feld zum damaligen Zeitpunkt einer Revolution gleich. Bis heute ist die e-cap die energieeffizienteste Verschlussma- schine im Markt und zugleich die ein- zige auf die Anforderungen der Caps- and-Closures-Industrie zugeschnittene Hochleistungsmaschine, die auch im hohen Schließkraftbereich bis 4200 kN vollelektrisch arbeitet. Mit einem durch- schnittlichen ROI von unter zwei Jahren hat sich die e-cap seit ihrer Marktein- führung weltweit sehr schnell etabliert. Höchste Dynamik bei häufigen Lastwechseln „Seit 2010 haben sich die Anforde- rungen an Getränkeverschlüsse stark verändert“, erklärt Friedrich Mairho- fer, Produktmanager für vollelektrische Spritzgießmaschinen von Engel, wes- halb die kontinuierlichen Weiterent- wicklungen der e-cap jetzt in einer neuen Maschinengeneration aufge- hen. Eine zentrale Rolle spielt das konti- nuierlich gesunkene Teilegewicht. „Für stille Wasser werden heute Verschlüsse mit einem Gewicht von deutlich unter einem Gramm produziert“, so Mairho- fer. „Entsprechend nahmen die Kühl- und damit die Zykluszeiten immer wei- ter ab. Lagen die Zykluszeiten vor zehn Jahren noch bei 2,5 Sekunden, müssen Verschlussmaschinen heute im 2-Se- kunden-Takt und schneller produzie- ren können.“ Bei der Entwicklung der neuen Maschinengeneration galt das Hauptaugenmerk deshalb zum einen der Performance und zum anderen der Stabilität. Die neue e-cap erreicht noch schnellere Schließ- und Öffnungsbe- wegungen der Werkzeuge und ist mit einem noch stabileren Maschinenbett auf häufigere Lastwechsel ausgelegt. Auswerferantriebe mit Booster verstärkt Eine e-cap 2440/380 stellt die neue Lei- stungsstärke der Baureihe mit der Her- stellung von 29/25-Verschlüssen in einem 96-fach-Werkzeug von Plastisud unter Beweis. Das Schussgewicht liegt bei 1,3 Gramm pro Kavität und die Zy- kluszeit bei unter 2 Sekunden. Verarbei- tet wird ein HDPE von Borealis/Borouge. Die Anlage ist mit einer kameraunter- stützten 100-Prozent-Qualitätskontrol- le von IMDvista und einem Trockenluft- system von Eisbär ausgestattet. Weitere Systempartner sind Piovan, PackSys Global und PSG. Der verstärkte Rahmen und die ver- stärkten Werkzeugaufspannplatten der neuen e-cap stellen auch bei extrem kurzen Zyklen und sehr kleinen Schuss- volumina eine sehr hohe Stabilität der Maschinenbewegungen sicher. Das Er- gebnis ist eine herausragende Abform- genauigkeit und damit ein Höchstmaß an Gutteilen. Die kurzen Trockenlaufzeiten von zum Beispiel 1,3 Sekunden bei der e-cap 380 sowie die bereits von Beginn an im Standard enthaltenen Parallel- bewegungen leisten wichtige Beiträ- ge, Zykluszeiten von unter 2 Sekunden zu erzielen. Das Auswerfen findet par- allel zur Werkzeugöffnung statt. Neu ist, dass die Auswerfer bei Bedarf Verstär- kung durch einen zuschaltbaren hy- draulischen Booster erhalten. Damit stellt Engel sicher, dass sowohl in der laufenden Produktion als auch beim Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2020 73 VERP ACKUNG Anfahren nach einer Produktionsunter- brechung die Maschine mit der jeweils bestmöglichen Effizienz arbeitet. Wäh- rend in der laufenden Produktion die Verschlüsse beim Auswerfen noch nicht vollständig abgekühlt und sehr leicht zu entformen sind, müssen die Auswerfer in Stoppsituationen mehr Kraft aufwen- den, um die bereits in der Form abge- kühlten Verschlüsse zu lösen. Da Pro- duktionsunterbrechungen selten sind, ist es effizienter, die Antriebe hydrau- lisch zu verstärken als die Maschine ge- nerell mit leistungsstärkeren Auswer- ferantrieben auszurüsten. Hohe Kräfte nur dann, wenn sie tatsächlich benötigt werden – so lautet die Devise von Engel. Die neue e-cap-Generation wird mit zwei unterschiedlichen Auswer- ferantriebstechnologien angeboten. Im Standard arbeitet die e-cap mit hy- draulischen Auswerfern. Optional sind servoelektrische Antriebe verfügbar, die rund zehn Prozent weniger Energie benötigen. Leistungsstärkere Plastifiziereinheit für schwerfließendes HDPE Die Plastifiziereinheit wurde im Zuge der e-cap-Weiterentwicklung komplett neu aufgesetzt, denn auch die Eigen- schaften der zu verarbeitenden Mate- rialien haben sich verändert. Die Roh- stoffhersteller haben die Materialien an die niedrigeren Verschlussgewich- te angepasst. So liegt für CSD (Carbo- nated Softdrink)-Verschlüsse der Melt- Flow-Index (MFI) heutiger HDPE-Typen zwischen 0,8 und 1,4 g/10 min. Bei sehr kurzen Zykluszeiten sind besonders hohe Plastifzierleistungen gefordert. Engel hat das Drehmoment des Dosier- antriebs entsprechend erhöht und ge- zielt für die Verschlussherstellung so- wohl eine neue Plastifizierschnecke als auch eine neue hochverschleißbestän- dige Ring-Rückstromsperre entwickelt. Beide Produkte gehören zum Standard- Getränkeverschlüsse werden immer leichter und stellen damit immer höhere Anforde- rungen an die Spritzgießmaschinentechnik. Engel Austria GmbH Engel ist eines der führenden Un- ternehmen im Kunststoffmaschi- nenbau. Die Engel Gruppe bietet heute alle Technologiemodule für die Kunststoffverarbeitung aus einer Hand: Spritzgießmaschinen für Ther- moplaste und Elastomere und Au- tomatisierung, wobei auch einzelne Komponenten für sich wettbewerbs- fähig und am Markt erfolgreich sind. Mit neun Produktionswerken in Euro- pa, Nordamerika und Asien (China, Korea) sowie Niederlassungen und Vertretungen für über 85 Länder bie- tet Engel seinen Kunden weltweit op- timale Unterstützung, um mit neuen Technologien und modernsten Pro- duktionsanlagen wettbewerbsfähig und erfolgreich zu sein. www.engelglobal.com umfang der neuen e-cap Maschinen. Mit ihrem neuen Design verarbeitet die Barriereschnecke schwerfließendes HDPE auch bei hohen Durchsätzen be- sonders schonend und stellt eine sehr gute Aufschmelzrate und Homogenität der Schmelze sicher. Damit leistet sie einen weiteren Beitrag zur hohen Pro- zessstabilität und Wiederholgenauig- keit der e-cap-Maschinen. Energieverbrauch über Gesamtanlage optimieren Sauberkeit und Energieeffizienz sind von Beginn an wesentliche Merkma- le der Baureihe. Mit einem gekapsel- ten Kniehebel und einer sehr saube- ren Linearführung der beweglichen Aufspannplatte erfüllen die e-cap-Ma- schinen sicher die Anforderungen der streng regulierten Produktion in der Le- bensmittelindustrie. Zur herausragenden Energieeffizienz trägt vor allem die vollelektrische An- triebstechnik der Maschinen bei. Hinzu kommt die Rückspeisung von Brems- energie, die das Auftreten teurer Leis- tungsspitzen zuverlässig verhindert. Dank des sehr hohen Wirkungsgrads der eingesetzten Antriebe benötigen die e-cap-Maschinen zudem nur ein Mi- nimum an Kühlwasser. Die präsentier- te e-cap 380 arbeitet im Schnelllauf mit einem spezifischen Energieverbrauch von 0,37 kWh pro Kilogramm verarbei- tetem Granulat. Als Systemlieferant stimmt Engel alle Komponenten der Fertigungszelle von Projektbeginn an exakt aufeinander ab. „Wir können so über die gesamte Fer- tigungszelle das Effizienzpotenzial voll- ständig ausschöpfen“, betont Mairho- fer. Die neue e-cap ist in den Baugrößen 220, 280, 380 und 420 mit Schließkräften von 2 200 bis 4 200 kN verfügbar. Anmeldung zum Newsletter Melden Sie sich für den Newsletter der Österreichischen Kunststoffzeitschrift an: newsletter@kunststoff-zeitschrift.at Erhalten Sie regelmäßig alle wichtigen News aus der Branche! In dieser Ausgabe finden Sie eine Beilage der Firma ENGEL. Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2020 74 VERP ACKUNG Stadler hat eine neue Sortieranlage für Getränkeverpackungen in Betrieb genommen, die das Unternehmen für Dansk Retursystem in Taastrup, Dänemark, entwickelt und gebaut hat. Die vollständige Übergabe ist nach Abschluss der einmonatigen Testphase für Ende April vorgesehen. Lars Krejberg, CEO von Dansk Retursystem, Kronprinz Frederik von Dänemark, Ministerin Lea Wermelin und Thomas Dalsgaard, Chairman von Danish Retursystem. Fotos: Stadler Stadler bei Dansk Retursystem Anlage für Rückgabesystem von Getränkeverpackungen in Dänemark Am 10. März lud Lars Krejberg Petersen, Chief Executive Officer von Dansk Re- tursystem, zur Einweihungsfeier ein, zu der als Ehrengäste Kronprinz Frederik von Dänemark und Umweltministerin Lea Wermelin geladen waren. Die Anlage wird PET-Flaschen und Aluminiumdosen, die über das landes- weite Rückgabesystem gesammelt wer- den, jeweils zu Ballen verdichten, die dann dem Recycling zugeführt werden. Bei einer Kapazität von 110 m3 pro Stun- de dürfte die Anlage im 16-Stunden-Be- trieb in zwei Schichten pro Tag an 300 Tagen im Jahr rund 55 % der im Land ge- sammelten Aluminiumdosen und PET- Flaschen verarbeiten, was über 25 000 Tonnen Material pro Jahr entspricht. Eine erfolgreiche Zusammen- arbeit von Privatwirtschaft und öffentlicher Hand zur Unterstüt- zung der Kreislaufwirtschaft Dansk Retursystem ist ein gemeinnüt- ziges Unternehmen, das sich im Besitz mehrerer dänischer Brauereien befin- det und den Vorgaben des Dänischen Umweltschutzgesetzes unterliegt. Das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen betreibt das dänische Pfand- und Rück- gabesystem für Getränkeflaschen und -dosen mit dem Ziel, möglichst viel Ma- terial zu recyceln. Alle Gewinne wer- den in das Unternehmen reinvestiert, um das System zu verbessern und si- cherzustellen, dass die hohe Rückga- berate stabil bleibt oder sogar noch gesteigert wird. Die Dänische Umwelt- schutzbehörde überwacht die Akti- vitäten von Dansk Retursystem und überprüft in Abständen dessen Arbeit zwecks Erneuerung der Exklusivrechte zum Betreiben des dänischen Pfand- und Rückgabesystems. Dansk Retursystem ist ein exzellentes Beispiel einer erfolgreichen Zusam- menarbeit von Privatwirtschaft und öf- fentlicher Hand. Das Geschäftsmodell des Unternehmens ermöglicht eine Kreislaufwirtschaft, die alle Bereiche einschließt: Hersteller von Getränke- verpackungen, Brauereien, Einzel- handelsbetriebe, Verbraucher, Trans- portunternehmen und Sortier- und Recycling-Unternehmen. Dansk Retur- system sammelt Flaschen und Dosen aus Rückgabeautomaten in 3000 über das ganze Land verteilten Geschäften, bei Einzelhändlern, Geschäften, Büros, Cafés und Restaurants oder über die Pfandstationen in zwölf Städten. Dansk Retursystem sortiert das gesamte ge- sammelte Verpackungsmaterial nach Glasflaschen, Plastikflaschen und Alu- miniumdosen, die alle zu neuen Ver- packungen recycelt werden. Dieses ex- trem effiziente System hat den Effekt, dass neun von zehn Pfandflaschen zu- rückgegeben und recycelt werden. Die Materialverluste bei diesem Verfahren sind äußerst gering. Stadlers Hochleistungssortier- anlage: ein wichtiges Binde- glied in der Kreislaufwirtschaft Effizientes und präzises Sortieren der gesammelten Flaschen und Dosen ist für den Erfolg der Arbeit von Dansk Re- tursystem entscheidend, weshalb sich das Unternehmen bei der Suche nach dem Lieferanten seiner neuen Anlage zu einer europaweiten Ausschreibung entschloss. Mit Stadler fand das Unternehmen einen „engagierten, professionellen Komplettanbieter, der eine End-to-End- Lösung für die Materialströme anbieten Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2020 75 VERP ACKUNG kann”, erklärt Lars Krejberg Petersen, CEO von Dansk Retursystem, der au- ßerdem mit der Unterstützung während des gesamten Projektes sehr zufrieden ist: „Stadler hat auch bei den weichen Faktoren sehr gut abgeschnitten.“ Nachdem Stadler den Zuschlag er- halten hatte, konzipierte das Unter- nehmen die Anlage und begann im November 2019 mit der Montage. Die Anlage trennt mithilfe von Magneten Aluminium von eisenhaltigem Material und setzt Nahinfrarot (NIR)-Geräte zum Sortieren der PET-Flaschen ein. Im Rah- men des Prozesses werden außerdem abgelöste Etiketten entfernt. Am Ende der Sortierlinie verdichten Pressen auf der einen Ausgabelinie die Aluminium- Stadler Stadler plant, fertigt und montiert weltweit Sortieranlagen und Kompo- nenten für die Entsorgungs- und Re- cyclingindustrie. Mit über 450 qua- lifizierten Mitarbeitern bietet das Unternehmen einen maßgeschnei- derten „Full-Service“, von der Kon- zeptionierung über die Planung, Fertigung, Modernisierung, Optimie- rung, Montage und Inbetriebnahme bis hin zu Umbau, Demontage, War- tung und Service von Komponen- ten und kompletten Recycling- und Sortieranlagen. Das Produktspek- trum umfasst neben Ballistik-Separa- toren, Förderbändern, Siebtrommeln und Delabelern auch Stahlkonstruk- tionen und Schaltschränke für die in- stallierten Anlagen. Qualität, Zuver- lässigkeit und Kundenzufriedenheit sind ebenso fester Bestandteil der Unternehmenskultur des 1791 ge- gründeten Familienunternehmens wie soziales Engagement und die Sorge um die Belange der Beleg- schaft. www.w-stadler.de dosen und auf der anderen die PET-Fla- schen zu Ballen. Das Projekt stellte Stadler aufgrund des hohen Automatisierungsgrades und der erforderlichen Flexibilität der Anlage vor besondere Herausforde- rungen. Hier war Stadlers Einfalls- reichtum zur Entwicklung einer maß- geschneiderten Lösung gefragt. Armin Winand, der Projektleiter, erklärt: „Es handelt sich hier um eine voll-automa- tisierte Sortieranlage mit hohem Durch- satz. Aus diesem Grund setzten wir auf extragroße Zwischenbunker an ver- schiedenen Prozessabschnitten mit bis zu 240 m³ Kapazität und einer ähnlich groß dimensionierten Bunker-Förderan- lage von 20 Meter in der Länge, 4 Meter in der Breite und 4 Meter in der Höhe. Die größte, die Stadler je konstruiert und gebaut hat. Am Ende des Prozesses werden die Ballen mit den Aluminium- und PET-Flaschen automatisch in den Lagerbereich transportiert.“ „Die Anlage besticht außerdem durch ihre extreme Flexibilität, die es dem Kunden ermöglicht, je nach Anfor- derung zwischen unterschiedliche Be- triebsarten zu wählen“, ergänzt Urban Konzic aus dem Vertriebsteam. „Auch der Entladevorgang des ankommenden Materials ist automatisiert. Das Stadler- System signalisiert dabei den Lkw-Fah- rern, in welchen der fünf Bunker sie ent- laden sollen.” Dies ist Stadlers erstes Projekt für Dansk Retursystem und der Auftragge- ber zeigt sich von der Planung und Aus- führung des Projektes beeindruckt. „Die Recycling-Erfahrung von Dansk Re- tursystem in Kombination mit Stadlers umfangreicher Expertise im Anlagen- bau ergibt eine voll-automatisierte und technisch hoch entwickelte Anlage, die noch effizienteres Recycling von Dosen und Flaschen ermöglicht. Hiervon pro- fitieren Umwelt und Klima”, fasst Lars Krejberg Petersen abschließend zusam- men. Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2020 76 VERP ACKUNG Kunststoffe werden in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend zum Prügelknaben. Aktuell ist dieses Phänomen vor allem in den Kampagnen lokaler Supermarktketten zu beobachten, die Plastik durch Papier oder Glas ersetzen, ohne die Ökobilanz der jeweiligen Produkte zu berück- sichtigen. Fast erhält man den Eindruck, dass schon der bloße Verzicht auf Kunststoffe als Garant für mehr Nachhaltigkeit herhalten muss. Als Hersteller von Maschinen für die Kunststoffindustrie – unter ande- rem von PET-Recyclinganlagen – nimmt Starlinger diese Entwicklung mit Bedauern zur Kenntnis und hat aus diesem Grund haben einen Fachartikel verfasst, der mit einigen Vorurteilen gegenüber Kunststoffen aufräumen soll: „Der Supermarkt-Check. Papier-Tragetaschen, Mehrweg- Glasflaschen und Bio-Obstsackerl: sinnvolle Alternativen oder ökologi- scher Unsinn?“ Starlinger Der Supermarkt-Check Als Konsumenten haben wir ein zwie- spältiges Verhältnis zum Thema Verpa- ckung: Einerseits schätzen wir die An- nehmlichkeiten, die eine umfassende lokale Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern aller Art mit sich bringt, an- dererseits schrillen beim Betrachten der damit verbundenen Müllberge sämt- liche Alarmglocken bei unserem ökolo- gischen Gewissen. Zwar lassen sich die Auswirkungen auf die Umwelt mit einer Reihe von Maßnahmen minimieren – kurze Transportwege, Recycling von Karton, Kunststoffen und Glas, Mehr- weg statt Einweg – aber ganz ohne Verpackung geht es nicht. Denn um Lebensmittel vor dem Verderben zu be- wahren und damit deren unnötige Ver- schwendung zu verhindern, müssen sie während des Transports und der Lage- rung ausreichend vor äußeren Einflüs- sen wie Feuchtigkeit, Hitze und Licht ge- schützt werden. Die Verpackung von Lebensmitteln ist also weitgehend alternativlos. Der viel- zitierte Hausverstand sagt uns, dass wir für jedes Produkt die passende Verpa- ckung wählen müssen: nämlich dieje- nige, die den Inhalt ausreichend schützt und dabei den geringstmöglichen öko- logischen Fußabdruck hinterlässt. Hier kommt eine wichtige Überlegung ins Spiel, die aktuell an Bekanntheit ge- winnt: Design for Recycling. Zur opti- malen Wahl und Gestaltung ihrer Ver- packungen stehen Unternehmen mittlerweile eine Reihe von Ressourcen zur Verfügung, von Design-Leitfäden bis hin zu Internetplattformen (zum Bei- spiel RecyClass, RecyclingCompass), mit deren Hilfe die Hersteller ihre Ver- packungen auf Herz und Nieren prüfen können. Hervorzuheben ist hier die Cir- cular Packaging Design Guideline der FH Campus Wien, die Empfehlungen für die Gestaltung recyclinggerechter Verpackungen gibt. Diese umfassen im Wesentlichen die Materialien Kunst- stoff, Papier, Glas, Weißblech und Alu- minium; die Ausführungsbeispiele für zum Beispiel Aluminiumdosen oder HDPE-Flaschen vermitteln einen guten Eindruck, wie eine recyclingfähige Ge- samtverpackung aussehen könnte. Supermärkte: raus aus Plastik? Dass in puncto Verpackung nachhal- tig gewirtschaftet werden sollte, ist im Einzelhandel längst angekommen. Die heimischen Supermarktketten präsen- tieren stolz ihre Strategien für mehr Nachhaltigkeit, vom Öko-Sackerl und dem Mehrwegnetz bis hin zur Trageta- sche aus Jute. Auffällig ist, dass sich ein Großteil dieser Maßnahmen gegen das Material Kunststoff richtet. Während es bei Spar noch „gemeinsam Plastik spa- ren“ heißt, geht es der Rewe-Konzern Glas-Mehrweg oder doch lieber PET-Recycling? Österreichische Kunststoffzeitschrift 3/4 2020 77 VERP ACKUNG mit „raus aus Plastik“ schon etwas radikaler an. Fast er- hält man den Eindruck, dass schon der bloße Verzicht auf Kunststoffe als Garant für mehr Nachhaltigkeit her- halten muss. Zugegebener- maßen: Kunststoff hat ein Image-Problem. Die Medi- en sind voll von Bildern ver- schmutzter Strände, Berich- ten über die Vermüllung der Meere mit Kunststoffpro- dukten und Debatten über die Auswirkungen von Mi- kroplastik auf die mensch- liche Verdauung. Dabei ist gar nicht Plastik das Problem, sondern das, was wir damit anfangen, wie es richtiger- weise in der UN-Strategie zum Umgang mit Einwegpla- stik heißt. Denn wie bei allen anderen Materialien bestimmt der konkrete Ver- wendungszweck, für den der Kunst- stoff zum Einsatz kommen soll, über die Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit von Kunststoffverpackungen. Also wie nachhaltig sind die Maß- nahmen lokaler Supermarktketten tat- sächlich? Im Folgenden werden drei dieser Maßnahmen genauer beleuch- tet: die Verbannung der Einweg-Plastik- tragetasche, die Ausweitung des An- gebots von Mehrweg-Glasflaschen auf Kosten der PET-Flasche sowie die Um- stellung vom herkömmlichen Plastiksa- ckerl für Obst- und Gemüse auf diverse Alternativen. Tragetaschen – auch der Hausverstand kann irren Fakt ist: Die Verbannung der Einweg- Kunststofftragetasche ist nicht auf dem Mist der Supermarktketten gewachsen, sondern ist eine Folge der EU-Richtli- nie 2015/720, die zum Ziel hat, den Pro- Kopf-Verbrauch leichter Kunststofftra- getaschen drastisch zu reduzieren. Als Grund führt die EU-Richtlinie an, dass das Wegwerfen von Kunststofftrageta- schen zu Umweltbelastungen wie etwa der Ansammlung von Abfällen in Ge- wässern führe. Auch wenn Plastiksa- ckerl aus europäischen Staaten nur einen geringen Bestandteil von Meeres- müll darstellen, so ist Müllvermeidung natürlich zu begrüßen, sofern dafür die richtigen Maßnahmen ergriffen wer- den. Positiv ist, dass die Supermärkte grundsätzlich zur Müllvermeidung auf- rufen und die Kunden motivieren, die eigene Einkaufstasche oder den Ein- kaufskorb in den Supermarkt mitzu- bringen. Wer eine solche Tasche für die Mehrfachnutzung erwerben möch- te, kann dies an der Kasse tun; beliebt sind etwa Taschen aus Kunststoff-Vlies. Für einen Spontaneinkauf werden ver- einzelt Taschen aus recyceltem Altpla- stik angeboten; allerdings wird Kunst- stoff im Einwegbereich zunehmend durch (recyceltes) Papier ersetzt. „Mein Hausverstand sagt: Papier statt Pla- stik“ lautet der werbewirksame Auf- druck, mit dem die Rewe-Gruppe ein gängiges Vorurteil bedient. Ob Papier- taschen die bessere Alternative sind, sei allerdings dahingestellt. Denn Pa- pier hat zwar den Ruf eines natürlichen, umweltschonenden Materials, aber aus ökologischer Sicht schneidet die Papier- tragetasche nicht besser, sondern sogar schlechter ab als ihr Gegenstück aus Kunststoff. Dies liegt hauptsächlich daran, dass die Herstellung der Papiertragetasche sehr energie- und wasseraufwändig ist; außerdem kommen dabei Chemikalien wie Kochlauge oder Bleichmittel zum Einsatz, die die Umwelt belasten. Auch eignet sich die Papiertasche schlecht für die mehrfache Verwendung, da sie nur bedingt reißfest und sehr anfäl- lig für Nässe ist. Während Müllvermei- dung und Mehrfachnutzung also gute und wichtige Maßnahmen sind, bringt eine bloße Umstellung von Plastik auf Papier keine Verbesserung, sofern die Tragetaschen verantwortungsvoll ent- sorgt werden. Sieger der Umweltbilanz des Schweizer Materialforschungsinsti- tuts EMPA ist übrigens die Tragetasche aus > 80 % recyceltem Kunststoff; um den gleichen Wert pro Nutzung zu errei- chen, müsste eine Papiertasche 7,4 mal verwendet werden. Am schlechtesten schneidet die Baumwoll-Tasche ab, da die Baumwollproduktion eine hohe Um- weltbelastung darstellt. Glas-Mehrweg oder doch lieber PET-Recycling? PET-Flaschen sind für den Transport von Getränken geradezu perfekt: Sie sind leicht, flexibel und bestehen teil- weise bereits aus 100% Recyclingma- terial (zum Beispiel die Mineralwas- serflaschen von Römerquelle und Vöslauer). Eine vom Bundesamt für Um- welt Schweiz beauftragte Lebenszyklus- Analyse zeigt, dass die 1,5 L PET-Flasche die beste Ökobilanz aller getesteten Mi- neralwasserflaschen aufweist – um- weltfreundlicher ist nur Leitungswasser Tragetaschen – auch der Hausverstand kann irren. mit Sodastream. Die Glasfla- sche schneidet weniger gut ab, da ihre Herstellung sowie das Einschmelzen weit mehr Energie verbrauchen (Ver- flüssigung erst ab ca. 1 500 Grad, PET-Flasche ab rund 250 Grad) und ihr hohes Ge- wicht beim LKW-Transport einen beträchtlichen CO2- Ausstoß verursacht. Wäh- rend der Gewichtsanteil der Glasflaschen an einer LKW- Ladung rund 50 % ausmacht, beträgt er bei PET-Flaschen maximal 10 %. Das höhere Gewicht wirkt sich auch auf den Transport vom Super- markt in die Wohnung aus: Bei Glasflaschen ist es wahr- scheinlicher, dass der Kon- sument das Auto verwendet, was wiederum CO2 generiert. Glas- Mehrweg hat zwar eine bessere Bilanz als Glas-Einweg, aber auch der Wasch- prozess belastet die Umwelt und es bleibt der Faktor Gewicht. Für die PET- Flasche wurde ein Rezyklatanteil von 35 % berücksichtigt – hier ist also sogar noch Luft nach oben. Also wieso feiert die Glasflasche ge- rade ein Comeback in Österreichs Su- permärkten? Oft wird pauschal ange- nommen, dass Glasflaschen ökologisch nachhaltiger sind, und im Endeffekt werden Maßnahmen ergriffen, die zwar werbewirksam sind, aber der Umwelt mehr schaden als nutzen. Weitere Grün- de sind das bessere Image von Glas in der Bevölkerung und die damit verbun- denen höheren Verkaufsmengen. Wie bereits erwähnt haben die Transport- wege großen Einfluss auf die Sinnhaf- tigkeit der Verpackung. „Mehrweg ist die ökologisch sinnvollste Variante für Getränkeverpackungen, wenn die Fla- schen viele Wiederbefüllungen durch- laufen und die Wege zwischen Abfüller und Konsument möglichst kurz sind“, heißt es auf der Webseite von SPAR. Laut Schweizer Analyse machen Mehr- weg-Glasflaschen aber schon ab einem Transportweg von 230 km keinen ökolo- gischen Sinn mehr. Generell gilt natür- lich, dass für jeden Getränketyp und jede Konsumart (zu Hause, unterwegs) die beste Verpackungsart gewählt wer- den sollte, und dass größere Gebinde durch das Verhältnis Inhalt/Verpackung umweltfreundlicher sind als Kleinere (1,5 L vs. 0,5 L). Obst und Gemüse – wieviel „Bio“ steckt im Sackerl? Auch bei Obst und Gemüse übt sich der Handel im Plastik-Verzicht. Viele Obst- und Gemüsesorten wie Bananen oder Avocados müssen gar nicht extra ver- packt werden – durch ihre harte Scha- le steht dem Transport im Einkaufswa- gen ganz ohne „Knotenbeutel“ nichts im Wege. Das gewohnte Sackerl aus dünnem Plastik wird zunehmend durch Einweg-Alternativen verdrängt, die Next >