Das Veranstaltungszentrum der alten Papierfabrik in Steyrermühl war heuer Treffpunkt der österreichischen Kunststoffbranche bei der Jahrestagung des Kunststoff-Clusters am 7. Juni 2016. Knapp 150 Teilnehmer nutzten das jährliche Veranstaltungs-Highlight des Clusters zum Netzwerken und sich über aktuelle Kunststoff-Trends zu informieren.
Passend zum historischen Ambiente betonte der oberösterreichischen Wirtschaftslandesrat Dr. Michael Strugl in seinen einleitenden Worten die lange Tradition der Kunststoffbranche in Oberösterreich, die eine Reihe von Weltmarktführern wie Engel oder Erema unter sich zählt. Trends in der Kunststoff-Branche, die Verfügbarkeit der Rohstoffe sowie die drei Technologien Generative Fertigung, Leichtbau und Smart Plastics waren die Schwerpunktthemen. Die Vortragenden boten dabei einen guten Mix unterschiedlichster Sichtweisen, hat man bei der Auswahl der Referenten von Wissenschaft über Start-ups bis zum Global Players alle berücksichtigt.
Aktuelle Trends in der Kunststoff-Branche

Prof. Dr.-Ing. Dietmar Drummer von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ging in seinem Vortrag auf die Trends und Herausforderungen ein, die aktuell die Kunststoff-Branche beherrschen. Und er stellte zu Beginn jene Frage, die die Kunststoff-Unternehmen seit Jahren bewegt: Warum schaffen wir es nicht, dem Wertstoff Kunststoff jenes positive Image zu geben, das er verdient – hängt doch unsere Lebensqualität maßgeblich von den Entwicklungen der Kunststoff-Branche in den letzten Jahrzehnten ab? Bei den technischen Herausforderungen dazu im Vergleich, scheint die Branche sehr optimistisch zu sein, diese zu bewältigen. Trends sieht er im Wandel vom fertigungsgerechten Konstruieren zum produktgerechten Fertigungsprozess, in der subtraktiven Konstruktion und additiven Fertigung, in der Digitalisierung und Vernetzung und im intelligenten Materialmix.
Preisentwicklungen bei Polymeren
Über die Polymermärkte in Europa und die Ursachen der Preisentwicklung sprach Peter Jetzer, der Leiter Polymerpreise der KI Group. So führten das Raffineriesterben in Europa, Konsolidierungen, angehobene Importzölle der EU und der Kursverfall des Euros im Frühjahr 2015 zur extremer Unterversorgung und damit Preisexplosion von Polyethylen. Für die Kunststoffverarbeiter berge eine Expertenempfehlung für einen Materialeinkauf zum richtigen Zeitpunkt Einsparungspotenzial.
Erfolgreiches Start-Up: Wie geht das?
„Vom Start-Up zum Global Player“, das war das Thema des zweiten Vortragsteils. So stellte Michael Doppler, Mitgründer und technischer Leiter von der EVO-tech GmbH in Schörfling die Hürden, aber auch die Erfolge, des 2013 gegründeten Start-Ups vor. Das Unternehmen fertigt 3-D-Drucker und bietet mittlerweile mit 8 Mitarbeitern Komplettlösungen an. Doppler hob dabei die Unterstützung der Kunststoffinstitute der Johannes Kepler Universität Linz bei der Entwicklung eigener Filament-Werkstoffe als sehr positiv hervor. Stolz ist Doppler ist auf die 100-prozentige Fertigung der Drucker in Österreich.
Über den Tellerrand blicken
Wie wichtig Kooperationen – auch außerhalb der eigenen Technologiemöglichkeiten und Märkte – für Unternehmen und Regionen sind, darüber sprach Dr. Martin Bergsmann von Hueck Folien GmbH aus Baumgartenberg. Der Aufbau der Initiative Smart Plastics, eines Firmen-Netzwerkes an der Schnittstelle von Kunststoff, Elektronik und Design, dessen Sprecher Bergsmann auch ist, war Pionierarbeit. Aber nur gemeinsam gelinge es, die Integration von Elektronik in Kunststoffbauteile serientauglich zu machen. Die Wissenschaftlerin Dr. Maria Belegratis vom Joanneum Research in Weiz erklärte anhand des Projekts der „Bedienkonsole der Zukunft“, wie komplex und herausfordernd diese Integration ist, und stellte die ersten Erfolge vor.
Erfolgreicher Global Player punktet mit Leichtbau
Dipl.-Ing. Alice Godderidge, Vorstandmitglied der Polytec Holding AG in Hörsching, zeigte auf, wie es einem Unternehmen als Zulieferbetrieb für die Automobilindustrie gelingt, mit Technologieführerschaften und der Verknüpfung von Fertigungstechnologien, zum Beispiel PUR mit Faserverbund-Werkstoffen, als Entwicklungspartner auf Augenhöhe akzeptiert zu werden. Sie beeindruckte das Publikum mit Leichtbau-Anwendungen im Automobil, in denen Metall durch Kunststoff ersetzt und Funktionen, beispielsweise Akustikoptimierung, integriert wurden.
Als Global Player mit 4 300 Mitarbeitern hob Godderidge einmal mehr die oberösterreichische Technologiekompetenz hervor. So gelang es der Sparte Spritzguss in deren Werk Ebensee durch enge Zusammenarbeit mit Engel, Haidlmair und Mould&Matic eine komplett-integrierte Montagefertigung für Logistik-Klappboxen in Rekordzeit zu realisieren.
[alert-success]Der Kunststoff-Cluster (KC) ist mit rund 400 Unternehmen, denen Gesamtumsatz sich auf 17 Milliarden Euro beläuft, die größte Cluster-Initiative in Österreich. Insgesamt beschäftigen die Cluster-Unternehmen 63 000 Mitarbeiter. Die Träger des Kunststoff-Clusters sind die Business Upper Austria – OÖ Wirtschaftsagentur GmbH, ecoplus.Niederösterreichs Wirtschaftsagentur GmbH und die ITG Salzburg.[/alert-success]