Forscher des VTT Technical Research Centre of Finland haben eine Biofolie namens „Thermocell“ entwickelt, die sich wie moderne Materialien für verschiedenste Verpackungszwecke nutzen lässt. Cellulose und Fettsäuren werden so modifiziert, dass sich auch Lebensmittel bedenkenlos einschweißen lassen. Dazu wird das Rohmaterial erhitzt, sodass sich ein Brei bildet, der sich durch Extrudieren in Form bringen lässt.
Thermocell: Gut für Lebensmittel
VTT testet den natürlichen Kunststoff, den die Forscher „Thermocell“ nennen, jetzt gemeinsam mit der Lebensmittelindustrie, darunter der auch in Deutschland bekannte Milchverarbeiter Arla. Cellulose besteht wie Kunststoffe, die aus Erdöl hergestellt werden, aus langkettigen Molekülen, die miteinander verflochten sind, es sind natürliche Polymere. In Kombination mit ebenso natürlichen Fettsäuren wird daraus ein Thermoplast, der sich beliebig formen lässt. Er kann auch zur Beschichtung von Pappe eingesetzt werden, etwa in Verpackungskartons, die derzeit fossile Kunststoffe enthalten, um sie abzudichten. Selbst für den 3D-Druck ist das Material geeignet, wenn es breiförmig ist.
Unser Ziel ist es zu zeigen, dass sich Thermocell-Folien im industriellen Maßstab mit denselben Maschinen hergestellen lassen, die auch für herkömmliche Kunststofffolien verwendet werden – mit Merkmalen, die den Anforderungen der Lebensmittelindustrie entsprechen.
Jarmo Ropponen, VTT-Forschungsleiter
Jarmo Ropponen und sein Team verkürzen die Molekülketten der Cellulose, bevor sie Fettsäuren dazugeben. Das führt zu thermoplastischen Eigenschaften des Materials. Gleichzeitig sind daraus hergestellte Folien oder anders geformte Produkte wasserbeständiger.
Durch Hitze verschließbar
Den finnischen Wissenschaftlern nach lassen sich zudem Beutel, die mit Thermocell hergestellt werden, durch Hitze verschließen. Noch sind die Folien aus Thermocell mit 100 Mikrometern doppelt so dick wie die aus Erdöl. Wenn sie konkurrenzfähig werden sollen, müssen sie noch dünner werden, dabei aber ihre mechanischen Eigenschaften beibehalten. Für das Recycling müssen sich die Forscher noch etwas einfallen lassen. Es ist zwar problemlos möglich – aber nur, wenn der natürliche Kunststoff sortenrein ist. Dann kann er mindestens fünfmal umgeschmolzen werden.