Die Engel Gruppe hat das Geschäftsjahr 2018/19 Ende März mit einem Umsatz von 1,6 Mrd. Euro abgeschlossen. Damit konnte der Spritzgießmaschinenbauer und Systemanbieter mit Stammsitz in Schwertberg, Österreich, seinen Umsatz erneut steigern. Es wurden sechs Prozent mehr als im Vorjahr erwirtschaftet. „Zum erneuten Umsatzwachstum haben vor allem das deutschsprachige Europa und Asien beigetragen“, berichtet Dr. Christoph Steger, CSO der Engel Gruppe mit Stammsitz in Schwertberg, Österreich, anlässlich der Eröffnung der Kunststoffmesse Chinaplas in Guangzhou, China.
Insgesamt erwirtschaftete Engel im abgeschlossenen Geschäftsjahr 54 Prozent seines Umsatzes in Europa, 21 Prozent in Asien und 24 Prozent in Amerika. Dass Engel seine weltweit führende Position bei Spritzgießmaschinen und integrierten Systemlösungen zum Spritzgießen weiter behaupten kann, führt Christoph Steger auf die starke internationale Präsenz, die hohe Innovationskraft und die konsequente Ausrichtung auf Qualität und Kundenorientierung zurück.
„Der Anteil an maßgeschneiderten Systemlösungen, die Engel weltweit aus einer Hand liefert, ist im Auftragseingang erneut gestiegen. Neben der hohen Automatisierungskompetenz rückt dabei die Vorreiterrolle von Engel bei der Digitalisierung und Vernetzung von Spritzgießprozessen immer stärker in den Fokus der Investitionsentscheider.“
War die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2018/19 noch von robusten Wachstumsraten geprägt, spürt Engel in der weltweiten Betrachtung seit dem Sommer vergangenen Jahres in der Automobilindustrie, der wichtigsten Zielbranche, einen Produktionsrückgang. Die Auswirkungen der Strafzölle und Sanktionen, des Brexits sowie der Debatte um Dieselgrenzwerte und ‑fahrverbote sind schwer abzuschätzen, was weltweit zu Verunsicherungen und einem zögerlichen Kaufverhalten führt. In China, dem weltweit größten Pkw-Markt, hat die Automobilindustrie seit dem Herbst 2018 einen großen Anteil an der Abschwächung des Wirtschaftswachstums, wie Gero Willmeroth, President Ostasien und Ozeanien von Engel, in Guangzhou berichtet. „Wir rechnen für das laufende Geschäftsjahr für Asien insgesamt mit einer Seitwärtsbewegung.“
Elektromobilität ist Innovations- und Wachstumstreiber
Wie schnell sich der Automobilsektor erholen wird und wie stark der zurückgehende Automobilabsatz die Kunststoffindustrie am Ende treffen wird, ist schwer abzuschätzen, zumal die Branche gleichzeitig wichtige Wachstumstreiber wie die Elektromobilität in sich trägt. Vor allem in Asien steigt der Anteil an Elektromobilen weiter massiv an, was Innovationen in diesem Bereich vorantreibt. Mit seinem eigenen Technologiezentrum für Leichtbau-Composites gehört Engel im Bereich Leichtbau weltweit zu den bevorzugten Partnern und Zulieferern der Automobilhersteller und profitiert davon stark auch in China. „Wir haben zunehmend organomelt Projekte mit chinesischen Unternehmen“, sagt Willmeroth. Das Engel organomelt Verfahren ermöglicht es, faserverstärkte Halbzeuge mit thermoplastischer Matrix in einem integrierten und vollständig automatisierten Prozess umzuformen und mittels Spritzguss zu funktionalisieren. Seit dem Anlaufen der ersten Großserienanwendung im vergangenen Jahr, erfährt das Verfahren eine stark steigende Nachfrage. Der Grund liegt nicht nur in der hohen Verarbeitungseffizienz, sondern vor allem im konsequent thermoplastischen Ansatz. Dieser vereinfacht ein späteres Recycling der Composite-Komponenten und unterstützt damit die Kreislaufwirtschaft.
Im Bestreben das Fahrzeuggewicht weiter zu senken, geht es in Asien neben den Composite-Technologien auch um den Ersatz von Glas durch polymere Materialien, zum Beispiel im Bereich Glazing. Wachsend ist zudem der Bereich Lighting, wo verstärkt Flüssigsilikon (LSR) als Linsenmaterial eingesetzt wird. Mit der Herstellung von LED-Scheinwerferlinsen aus LSR in einem automatisierten, nacharbeitsfreien Prozess macht Engel während der Chinaplas an seinem Messestand das große Potenzial für dieses Anwendungsgebiet deutlich.
Weiters erfreulich in der Entwicklung in Asien ist die verstärkte Nachfrage in Vietnam. „Durch die sich dort etablierende Automobilindustrie siedeln sich immer mehr Zulieferbetriebe – unter anderem aus Korea – im Umfeld der Automobilbauer an“, so Willmeroth.
Business-Unit-Struktur in Asien erfolgreich etabliert
In den Branchen Teletronics, Medical und Packaging erwartet Engel in Asien für das laufende Geschäftsjahr weitere Wachstumsimpulse. In der Teletronics-Industrie kommen diese außer von Kameralinsen aus der Verarbeitung von LSR für Smartphone-Dichtungen. Die vollelektrischen und holmlosen e-motion TL Spritzgießmaschinen, die Engel genau für dieses Marktsegment entwickelte hatte, haben sich in der Teletronics-Industrie in Asien sehr gut etabliert.
Im Bereich Medical und Packaging konnte Engel im letzten Geschäftsjahr eine Reihe neuer Kunden hinzugewinnen. „Die Einführung der Business-Unit-Struktur in Asien kommt jetzt voll zum Tragen“, so Willmeroth. „Wir haben dadurch hier lokal in Asien verstärkt Know-how aufgebaut, was vor allem in Branchen mit sehr spezifischen und zugleich extrem hohen Anforderungen das Vertrauen der Kunden in Engel weiter stärkt.“
Entscheidungswege verkürzt
Auch die weltweit neue Vertriebsstruktur erhöht die Schlagkraft in den einzelnen Regionen. Im Herbst vergangenen Jahres hatte Engel die weltweit 30 Niederlassungen und mehr als 60 Vertretungen in sieben Regionen zusammengefasst und Regional Presidents berufen – darunter Gero Willmeroth als President Ostasien und Ozeanien. „Wir haben mit dieser neuen Struktur die Entscheidungswege verkürzt“, betont Christoph Steger. „Die Regional Presidents tragen in ihrer Region die volle Vertriebsverantwortung und sind vor Ort die Ansprechpartner für die Niederlassungen und Vertretungen. Verzögerungen durch Zeitverschiebung werden damit vermieden. Außerdem vereinfacht die räumliche und kulturelle Nähe oft die Zusammenarbeit.“
Nachfolger von Gero Willmeroth als Geschäftsführer Vertrieb und Service von Engel Machinery Shanghai ist Adam Zhang. Er ist bereits seit 2004 bei Engel in China und hat entscheidend zum Aufbau des Großmaschinenwerks Shanghai sowie der Vertriebsstruktur in Nord- und Westchina beigetragen. Er trägt jetzt für Gesamtchina die Verantwortung für alle Vertriebs- und Serviceaktivitäten von Engel.
Neuinvestition stärkt lokale Großmaschinenproduktion
Sein Investitionsprogramm 2020, das größte seit der Gründung des Unternehmens 1945, hat Engel fast abgeschlossen, wie Christoph Steger am Vortag der Chinaplas berichtet. An fast allen Produktionsstandorten wurde die Kapazität erhöht und der Maschinenpark modernisiert. Insgesamt investierte Engel mehr als 375 Mio. Euro in seine weltweiten Werke.
Zuletzt wurde die Erweiterung des Stammsitzes in Schwertberg fertiggestellt. Dort wurde die Montagefläche erweitert und ein neues Kundenzentrum mit modernisiertem Trainingsbereich und einem noch größeren Technikum errichtet. „Mit der Investition in unsere Kundentechnika stärken wir weiter unsere Wettbewerbsfähigkeit“, so Steger. „Durch die neuen Anforderungen vor allem im Bereich der Digitalisierung steigt der Beratungsbedarf unserer Kunden an. Wir haben jetzt mehr Kapazität für Kundenversuche und gemeinsame Entwicklungen.“ Auch das Großmaschinenwerk in St. Valentin erhält ein neues, größeres Technikum. Dort werden die Bauarbeiten im kommenden Jahr abgeschlossen werden.
Shanghai gehörte zu den ersten Bauprojekten im Programm 2020. Dort wurde der Neubau pünktlich zum zehnjährigen Werksjubiläum im Herbst 2017 eingeweiht.
Weltweit 6.900 Mitarbeiter
Zu Beginn des neuen Geschäftsjahres beschäftigt die Engel Gruppe in Asien 960 Menschen, 729 davon in China. Weltweit arbeiten aktuell 6.900 Menschen in den weltweiten Werken und Niederlassungen der Engel Gruppe. In den drei österreichischen Werken sind es 3.900.