Die Initiative „Wir sind Kunststoff“ stellte sich auf der K 2022 erstmalig dem internationalem Fachpublikum inklusive der Medien vor. Sie wird angeführt durch den GKV und seinen fünf Trägerverbänden sowie von PlasticsEurope Deutschland und dem Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen.
Neben dem umfangreichen Programm auf den K-Sonderflächen von Plastics Europe Deutschland und VDMA Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen sowie einer eigenen Messepräsenz der Initiative auf dem Stand des Gesamtverbands Kunststoffverarbeitender Unternehmen (GKV) informierten die Verbände nun auf einer Pressekonferenz im Anschluss an die offizielle K-Eröffnungs-Pressekonferenz über ihre Ziele, Aufgaben und Mittel.
Aus linear wird zirkulär: Fortschritte und Herausforderungen der Transformation
Die Initiative, die sich als Begleiter und Treiber der Kreislaufwirtschaft versteht, berichtete dabei über Fortschritte und Herausforderungen der Transformation, eigene Aktivitäten, aber auch die eigenen Erwartungen zu politischen Leitplanken, die es für das Erreichen einer zirkulären Kunststoffwirtschaft braucht. Dabei spielten die Leitthemen der K Messe „Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung“ eine wichtige Rolle. Investitionen in etablierte und neue Sortier- und Recyclingverfahren, Design for Recycling und das Erschließen neuer Rohstoffquellen in zunehmend klimaneutralen Produktionen seien Druckpunkte auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft, wie die Trägerverbände von „Wir sind Kunststoff“ erläuterten. Sie stellten zudem fest: Ein Umdenken beim Material und seinen Anwendungen ist bereits im vollen Gange.
Die Kreislaufwirtschaft hilft, den Materialverbrauch zu reduzieren, Energie einzusparen und damit einen positiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Gerade in Zeiten mit steigenden Energie- und Materialkosten ist das ein entscheidender Vorteil.
Prognosen zufolge wird der Kunststoffverbrauch weltweit bis zum Jahr 2026 um etwa 20 Prozent steigen, was die Bedeutung des Werkstoffs unterstreicht und die damit einhergehende Verantwortung vor Augen führt. Insbesondere der Umgang mit Kunststoffabfällen muss sich deutlich wandeln. Sie müssen als Wertstoffe begriffen werden, die einen wichtigen Bestandteil der Rohstoffbasis ausmachen. Die Abfälle müssen regranuliert werden und stellen die Basis für neue Kunststoffprodukte. Das spart Energie, weil Regranulate gegenüber Neukunststoffen einen geringeren Energieverbrauch haben. Kreislaufwirtschaft trägt damit auch zu einer positiven CO2-Bilanz bei.
Kreislaufwirtschaft auf der K erlebbar
Um Kreislaufwirtschaft zu etablieren, braucht es das konkrete Handeln und den Zusammenschluss vieler Akteure. Auf der K 2022 zeigen Rohstoffhersteller, Maschinenbauer und Verarbeiter, wie es gelingen kann. Neue, recycelbare Materialien und Produkte werden gezeigt sowie die Technologien, die es zur Herstellung braucht. Auf dem Circular Economy Forum auf dem Messegelände zeigen Maschinenbauer an laufenden Maschinen, was heute bereits möglich ist – vom Sortieren und Zerkleinern des Kunststoffabfalls über das Regranulieren bis zum fertigen Produkt aus Rezyklat.
Die Digitalisierung der Prozesse spielt hier eine große Rolle. Kreislaufwirtschaft funktioniert nur dann richtig gut, wenn Unternehmen innerhalb der Wertschöpfungskette übergreifend zusammenarbeiten. Das heißt auch, dass Informationen von Produktion und Material nicht nur innerhalb der Fertigungslinie, sondern über die Unternehmensgrenzen hinweg verfügbar gemacht werden. Ein Beispiel: Die Nachverfolgbarkeit von Materialien erleichtert am Lebensende eines Produktes die Sortierung und damit das qualitativ hochwertige Recycling.
Politische Weichenstellungen
Neben dem unternehmerischen Engagement sind jetzt vor allem richtige Weichenstellungen in der nationalen und EU- Politik gefragt. Damit eine zirkuläre treibhausgasneutrale Kunststoffindustrie Wirklichkeit wird, braucht es in den Augen der Initiative „Wir sind Kunststoff“ dringend eine neue Prioritätensetzung in der politischen Agenda. Ziel müsse es sein, die Fortführung der Produktionsprozesse der Industrie sicherzustellen – und zwar ohne, dass Anlagen stillgelegt werden müssten. Dies beinhalte bei Bedarf auch staatliche Unterstützung für eine sichere Energieversorgung, wie es jetzt durch die Gas-Kommission in Deutschland zur Begrenzung des Gaspreises auf den Weg gebracht wurde.
Doch hier sieht „Wir sind Kunststoff“ nur erste vordergründigen Schritte. Was auf nationaler Ebene jetzt noch getan werden muss:
- Es braucht eine deutliche Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für Industrieanlagen. Genehmigungen in Deutschland dauern vier- bis fünfmal länger als in den USA. Damit Unternehmen in nachhaltige Technologien und effiziente Anlagen investieren, müssen die Genehmigungsverfahren international wettbewerbsfähig werden.
- Es muss ausreichend bezahlbare erneuerbare Energie für die deutsche Kunststoffindustrie bereitgestellt werden; nur so gelingt die Abkehr von fossilen Energieträgern bei Strom und Wärme.
- Um Investitionen in die Kreislaufwirtschaft tätigen zu können, benötigen Unternehmen Planungssicherheit und politische Unterstützung. „Wir sind Kunststoff“ setzt sich daher für einen marktgerechten und technologieoffenen Rahmen für die Rohstoffversorgung und die Kreislaufwirtschaft ein, um den Weg der Branche in die Klimaneutralität zu beschleunigen. Dass Schlüsseltechnologien wie die Abscheidung und Nutzung von CO2, die Ansiedlung von industriellen Anlagen und der rasche Aufbau von Windparks an vielen Stellen diskriminiert werden, bremst den Wandel aus.
- Die angekündigte nationale Strategie für Kreislaufwirtschaft muss in 2023 durch einen Multi-Stakeholder-Ansatz entwickelt werden, zum Beispiel auch über Wertschöpfungsplattformen wie „Wir sind Kunststoff“, bei denen die Relevanz des Werkstoff Kunststoff für die grünen Wenden bei Energie, Bauen und Wohnen sowie Mobilität, auch verstanden und reflektiert werden.
Während der K diskutieren internationale und nationale Expertinnen und Experten auf der Sonderschau in Halle 6, dem zentralen Dialogforum der Messe, den aktuellen Wandel der globalen Wirtschafts- und Energiesysteme, mögliche Wege zu mehr Resilienz der Branch e und die entscheidenden – auch politischen – Stellschrauben zur Verwirklichung einer zirkulären treibhausgasneutralen Industrie.
Die Kunststoffindustrie wird den Weg in Richtung Kreislaufwirtschaft konsequent gehen. Sie hat die Kraft, die Motivation und auch das Know-how. Die K 2022 kommt als erste internationale Kunststoffmesse nach drei Jahren genau zur richtigen, aber auch in einer besonders herausfordernden Zeit. Sie ist für die Besucher Inspirationsquelle und Booster des Kreislaufs Kunststoff und zeigt, wie mehr Zirkularität und Resilienz Hand in Hand gehen.
Über die Initiative „Wir sind Kunststoff“
Die Initiative „Wir sind Kunststoff“ wird angeführt durch den Gesamtverband Kunststoffverarbeitende Industrie e. V. und seinen fünf Trägerverbänden sowie von PlasticsEurope Deutschland e. V. und dem Fachverband Kunststoff- und Gummimaschinen. Seit Mitte 2021 bündeln die größten Verbände der Kunststoffhersteller, der Kunststoffverarbeitenden Industrie und des Kunststoffmaschinenbaus ihre Erfahrungen und Know-how unter dem Dach der Initiative. Gemeinsam wollen die Verbände den offenen Austausch und Dialog zu Innovationen und nachhaltigen Entwicklungen der Kunststoffindustrie in Richtung Kreislaufwirtschaft vorantreiben. Mit einem Jahresumsatz von über 100 Milliarden Euro, einem hohen Exportanteil und ihrer Innovationskraft gehört die Kunststoffindustrie mit ihrer zunehmend nachhaltigeren Ausrichtung nicht nur bei High-Tech-Anwendungen zur Weltspitze.