Das VDI ZRE hat eine Studie im Bezug auf ökologische Vorteile und ökonomische Chancen von Kunststfoffrezyklaten in Verpackungen vorgelegt. Betrachtet wurde, inwieweit sich Rezyklate für die Herstellung von Verpackungsprodukten eignen und wann die Umstellung für KMU wirtschaftlich sinnvoll ist.
In Brüssel befindet sich der Entwurf der Europäischen Verpackungsverordnung, die Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR) in der Abstimmung. Der Entwurf enthält unter anderem Vorgaben für die Recyclingfähigkeit von Verpackungen und differenzierte Rezyklat-Einsatzquoten. Bis 2030 sollen in der EU 55 % der Kunststoffverpackungen werterhaltend recycelt werden.
Vor diesem Hintergrund hat das VDI Zentrum Ressourceneffizienz die neue Studie „Ökologische und ökonomische Bewertung des Ressourcenaufwands – Einsatz von rezyklierten Kunststoffen in Verpackungsmaterialien“ vorgelegt. Entstanden ist sie in Zusammenarbeit mit dem Öko-Institut und dem Institut cylos-HTP.
Hochwertige Rezyklate für geschlossene Kreisläufe
Kunststoffe sind vielseitige Werkstoffe mit zahlreichen Verarbeitungs- und Gebrauchseigenschaften. Doch die Verwendung von Kunststoffen geht mit hohen Aufwänden an Primärressourcen bei der Werkstoffherstellung einher. Kunststoffrecycling stellt daher einen Schwerpunkt der politischen und regulatorischen Bestrebungen dar, um eine weitgehende stoffliche Verwertung von Kunststoffabfällen bis 2030 zu etablieren.
Fokus auf zwei Fragestellungen
Sind Rezyklate für die Herstellung von Verpackungen überhaupt geeignet? Ist die Umstellung auf Recyclingkunststoffe wirtschaftlich sinnvoll?
Am Beispiel eines Eimers für Wandfarbe aus der industriellen Fertigung vergleicht die Studie dazu zwei konkrete kunststoffbasierte Verpackungsvarianten, die einerseits aus einem erdölbasierten Primärkunststoff und andererseits mit einem Anteil an Rezyklaten hergestellt werden können.
Herausgekommen ist ein praxisrelevanter Überblick zu Aspekten der Nutzung von Kunststoffrezyklaten für die Herstellung hochwertiger Verpackungsprodukte mit Ergebnissen, die aufgrund der ökologischen Vorteile für den Rezyklateinsatz sprechen.
Ein Beitrag zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz
Die ökologisch-ökonomische Bewertungsstudie richtet sich insbesondere an KMUs der kunststoffverarbeitenden Industrie, die den Einstieg in die Verwendung von Rezyklaten erwägen. Die Studie beinhaltet zum einen eine ökobilanzielle Vergleichsrechnung nach den VDI-Richtlinien 4800 Blatt 1 und 2 sowie eine Sensitivitätsanalyse. Zum anderen liefert sie einen Kostenvergleich für die zwei gegenübergestellten kunststoffbasierten Verpackungsvarianten und gibt Empfehlungen zur Evaluierung.
Das Fazit
Basierend auf dem Fallbeispiel „Eimer für Wandfarbe“, zeigt die Studie einen klaren ökologischen Vorteil von PP-Rezyklaten im Vergleich zur Verwendung von primärem Kunststoff. Die ökologische Bilanz zeigt eine um 25 % geringere Treibhausgasemission für das Rezyklatprodukt im Vergleich zu einem Eimer aus neuem PP. In einigen Umweltauswirkungskategorien erzielt der Rezyklateimer sogar negative Werte. Das bedeutet, dass Gutschriften für die energetische Verwertung in der Entsorgungsphase gewährt werden. Auch der Wasserverbrauch über den gesamten Lebenszyklus ist bei der Verwendung von Rezyklaten deutlich geringer. Selbst unter Berücksichtigung einer gleichmäßigen Lastenverteilung zwischen erstem und zweitem Lebenszyklus bleibt die Verwendung von Kunststoffrezyklaten aus ökologischer Sicht vorteilhaft.
Unternehmen können daher die Verwendung von Rezyklaten als Beitrag zur Reduzierung ihres Ressourcenverbrauchs und zum Klimaschutz betrachten. Die Verwendung von Rezyklaten kann einen signifikanten Beitrag zur Reduzierung des Treibhausgaspotenzials von Verpackungen leisten. Dies vor allem, wenn rezyklatbasierte Verpackungen mit Neuprodukten gleichwertig sind. Zukünftig wird erwartet, dass der Beitrag von Rezyklaten zur Umweltentlastung weiter steigt, insbesondere wenn die Recyclingquoten für Kunststoffe in Europa bis 2025 auf 50 % ansteigen.
Ökonomische Rentabilität
Von wirtschaftlicher Seite betrachtet ist der Einsatz von Rezyklaten im Vergleich zur Verwendung von Neuware noch nicht gleichwertig. Aber das Fallbeispiel zeigt, dass es möglich ist, Produkte aus Rezyklaten wirtschaftlicher herzustellen. Allerdings hängt die Rentabilität von Rezyklaten auch von Preisentwicklungen ab, insbesondere von den Preisen für Recycling-Kunststoffpellets. Veränderungen in der Regulierung, wie der EU Circular Economy Action Plan und das deutsche Kreislaufwirtschaftsgesetz, werden voraussichtlich ökonomische Anreize für das Kunststoffrecycling und den Rezyklateinsatz schaffen.
Die steigende Nachfrage nach rezyklatbasierten Endprodukten zeigt, dass Unternehmen bereit sind, höhere Preise für diese Produkte zu akzeptieren, teilweise aufgrund der Monetarisierung des niedrigeren CO2-Fußabdrucks von Rezyklaten. Weitere regulatorische Anreize für den Einsatz von Kunststoffrezyklaten sind zu erwarten. So zb die Einführung einer Kunststoffabgabe in Deutschland, die die Verwendung von Sekundärkunstoff fördern könnte. Dadurch könnte die Nutzung von Rezyklaten aus wirtschaftlicher Sicht attraktiver werden.